Josef Widmer, stellvertretender Direktor des Staatssekretariats für Bildung, Forschung und Innovation SBFI, führte mit Fakten über die Schweizer Berufsbildung in das Thema ein. Er gab beispielsweise einen Überblick über die Branchenvielfalt der Lehrstellen, die Anzahl offener Lehrstellen, die Flexibilität und Möglichkeiten des Systems. Weiter referierte er über drei Herausforderungen, welchen sich die Berufsbildung stellen muss: der Wertewandel, so haben Jugendliche heute andere Erwartungen an eine Berufslehre, die Spezialisierung der Betriebe, so dass gewisse Betriebe nicht mehr alle Aspekte der Ausbildung abdecken können und dies die Zusammenarbeit mit anderen Betrieben erfordert und die Globalisierung, die einen Anpassungsdruck an Schweizer System ausübt. Als Erfolgsgeheimnis gab er preis, dass sich das Ausbilden für Unternehmen finanziell immer noch lohnt, da die Leistungen der Lernenden während den Ausbildungsjahren die Kosten im Durchschnitt übersteigen. Josef Widmer rühmte das erfolgreiche Produkt der Schweiz, welches auch im Ausland, insbesondere in den USA, Anklang findet. Letztendlich auch wegen der durch das duale Bildungssystem resultierenden niedrigen Jugendarbeitslosigkeit. Das System habe nicht ausgedient, es muss aber die Balance zwischen den Bedürfnissen der Jugendlichen und Interessen der Unternehmen gefunden werden. Dies ist zwar eine Herausforderung, aber so bleibt das duale Bildungssystem ein Erfolgsmodell.
Im Anschluss an Josef Widmers interessante Ausführungen folgte eine anregende Diskussion mit Nationalrat Dr. Gerhard Pfister, Hans Hess, Präsident Swissmem, Prof. Dr. Rudolf Minsch, Chefökonom economiesuisse, und Morten Hannesbo, CEO AMAG, unter der Moderation von Patrik Müller, Chefredaktor «Schweiz am Sonntag». Morten Hannesbo berichtete eingangs über die Situation bei der AMAG, welche mit 700 Lernenden eine der grössten Ausbildungsstätten der Schweiz ist. Zudem wird mit einem «Lehrabgängerpool» versucht, die Lernenden nach Abschluss der Lehre, sofern gewünscht, innerhalb der AMAG zu platzieren.
Weiter wurde über den Mangel an Lernenden in der Schweiz, die Qualität der Berufsbildung und Stärken und Schwächen der Bildungslandschaft gesprochen. Die Teilnehmer diskutierten zudem auch eingehend über das Spannungsfeld «Akademisierung kontra Berufsbildung»: In der Gesellschaft muss der Wert der Berufslehre wieder bewusst gemacht werden, denn Eltern tendieren eher dazu, ihre Kinder ins Gymnasium zu senden, um den akademischen Weg einzuschlagen. Dies obwohl das flexible System nach der Lehre eine Weiterbildung in alle Richtungen – inkl. Studium – zulässt. Für das letzte Drittel der Diskussion ergänzte Suzi LeVine, US Botschafterin für die Schweiz, das Panel. Sie schilderte die internationale Sicht auf unser Bildungssystem. Auch für die USA ist Ausbildung mit einer Berufslehre eine wichtige Chance, um die Jugendarbeitslosigkeit einzudämmen. Die USA möchte vom Know-How der Unternehmungen und ihrem profilierten, etablierten Ausbildungssystem profitieren und Brücken schlagen. Mit einigen Schweizer Firmen wurde bereits ein Programm für solche Ausbildungen in den USA in Zusammenarbeit mit Colleges entwickelt.
Die Panelteilnehmerinnen und –teilnehmer waren sich vor den über 100 Zuhörerinnen und Zuhörern einig, dass eine erfolgreiche Karriere nicht nur über den Universitätsweg erreicht werden kann, sondern auch mit dem Start einer Berufslehre
Videoaufzeichnung der AMAG Breakout Session 2015 (deutsch/englisch):
Mehr Informationen und Übersicht über freie Lehrstellen: www.future.amag.ch
Aktuelles und Hintergründe aus der Welt des Autos. Jetzt abonnieren.