«Ich bin da so reingerutscht», erklärt Marco Salza mit einem leichten Schulterzucken. Der 29-jährige gelernte Automechaniker arbeitet seit vier Jahren in Schlieren in der Classic-Werkstatt im Porschezentrum Zürich in Schlieren. Nach seiner Lehre als Automechaniker (Leichte Motorwagen) ging er direkt ins Militär. Anschliessend war er wiederum für ein Jahr als Lastwagenfahrer in der ganzen Schweiz unterwegs. Bis es ihn reizte, wieder in seinen angelehrten Beruf zurückzukehren. Er bekam 2013 eine Stelle als Automechaniker in der AMAG Zug und kam so in die Porsche-Familie rein. Dort half er gelegentlich einem Mechaniker aus, der ältere Fahrzeuge reparierte – an welchen noch kein Diagnosegerät angeschlossen werden konnte. «Niemand sonst wollte mit diesen Autos arbeiten. Wahrscheinlich war es ihnen zu heikel oder zu umständlich. Es kann lange dauern, bis man herausgefunden hat, wo der Fehler ist und ihn dann auch behoben hat.». Marco faszinierte jedoch die alte Mechanik, die dahintersteckt, und schaute immer wieder zu und half, wo er konnte. Bis er dann vor vier Jahren zu Porsche nach Schlieren wechselte, hatte er bereits viel über die klassischen Autos gelernt.

Porsche Classic Mechaniker Marco Salza im Motorraum eines 911S Targa von 1972

Porsche hat eine eigene Definition für «Classic»: Alle Porsche, deren Serienproduktion in der Regel vor mindestens zehn Jahren ausgelaufen ist, gelten als «Classic». Für Marco hingegen sind nach wie vor hauptsächlich die luftgekühlten Porsche Classics. Jene Fahrzeuge, die nach der Porsche-Definition zu Classics gehören, können auch jünger sein und gehören für Marco von der Technik her eher zu den modernen Autos. So oder so sind die Porsche Classic-Cars eine Herzensangelegenheit. So mancher Blick wird sanft und liebevoll beim Anblick eines 911-ers, so mancher Bubentraum kommt wieder hoch. Umso grösser ist die Leidenschaft bei jenen, die sich diesen Traum erfüllt haben. «Das macht mir besonders Spass bei der Arbeit: Ich arbeite viel enger mit den Kunden zusammen. Sie sind wirklich interessiert daran, wer an ihrem Auto arbeitet und was genau gemacht wird. Da sind weder Fahrzeuge noch die Mechaniker einfach nur Nummern.», erklärt Salza. Auch darum sei es für ihn mehr ein Hobby als Beruf. Das Porschezentrum Zürich hat diese Leidenschaft gespürt und im März 2018 eine Classic-Werkstatt eröffnet. Marco Salza arbeitet dort zusammen mit Ruedi Brack, Beni Grimm und Pero Juric. Brack war zuvor selbstständig und brachte viel Know-How in die Classic-Werkstatt, das er nach und nach an Marco weitergibt.

Marcos Wissensdurst zeigt sich auch deutlich an seinen Weiterbildungen: Er ist zertifizierter Porsche Techniker Silber-Level wie auch zertifizierter Porsche Classic Techniker. Dies sind beides Porsche-interne Weiter- und Ausbildungen, die er sich erarbeitet hat. Seit Januar 2018 macht Marco eine Ausbildung zum Fahrzeugrestaurator. Diese Schule ist markenunabhängig. Dadurch lernt er viele verschiedene Mechaniker aus der ganzen Schweiz kennen. «Die Classic-Car Branche ist ein riesiges Netzwerk», erklärt Marco mit einer umfassenden Geste: «Über ganz Europa und teilweise darüber hinaus kennt fast jeder jeden – muss man auch, denn Ersatzteile und Wissen sind oftmals rar und man ist aufeinander angewiesen».

An Arbeit mangelt es in der Porsche Classic-Werkstatt nicht. Die Arbeit ist dabei äusserst vielfältig: Von Instandhaltungen über Unterhaltsarbeiten bis zu kompletten Restaurationen ist alles dabei. Oftmals ist selbst ein «simpler» Service aufwändiger als bei einem modernen Auto. Es muss nur eine Schraube verrostet sein oder ein Ersatzteil nicht verfügbar. Dann muss es nicht selten von Hand hergestellt werden. «Es braucht viel Geduld und Ausdauer», meint Marco mit einem Schmunzeln. Wieso es nicht viele gäbe, die mit Classic-Cars arbeiten wollen, verstehe er schon ein wenig. Es sei nichts, das man in der Lehre lernte. Die ganze Technik und Funktionsweisen müssten neu gelernt werden. Zudem sei es auch wichtig, dass man weiss, wie man sich organisieren soll: «Eine Restauration kann mehrere Jahre dauern. Da du aber nicht jeden Tag immer daran arbeitest, musst du immer alles genau dokumentieren, damit du nicht vergisst, was schon gemacht worden ist und wo alle Teile sind».

Mitte August findet zum dritten Mal die Porsche Zürich Classic Rallye in Gstaad statt. Diese Rallye wird vom Porschezentrum für Kunden und Interessierte organisiert und findet grossen Anklang. Marco hilft wie bei fast allen Anlässen mit und hat deshalb bereits seine Arbeitskleidung mit seiner zivilen ausgetauscht: «Bei diesen Anlässen ist man mit den Kunden unterwegs und das macht immer viel Freude», meint er lächelnd, setzt sein Käppi auf und geht.


Weitere Artikel zum Thema

Mein spannender Beruf: Automobil-Mechatroniker

Welcome@AMAG: Was erwartet neue Mitarbeitende?

Porsche 911: Von «soweit ok» zu perfekt

70 Jahre – 70 Ikonen: Das Schweizer Porsche-Buch zum Jubiläum

 

Fügen Sie Ihren Kommentar hinzu

Es gibt noch keine Kommentare.