Wie beurteilen Sie die Elektromobilität in der Schweiz?
Wir sind recht fortschrittlich unterwegs. Im Vergleich zum Ausland befindet sich die Schweiz im vorderen Mittelfeld. Einige Länder, wie zum Beispiel Norwegen, sind um einiges weiter. Mit zunehmender Verbreitung der Ladeinfrastruktur wird es in der Schweiz aber einen rasanten Anstieg geben. Im ersten Halbjahr 2019 beträgt die Neuzulassungen von Elektrofahrzeuge bereits 5%.
Wie beurteilen Sie Zusammenarbeit zwischen Branche und Politik?
Lange Zeit wurde die Elektromobilität vom Verband auto-schweiz nicht ausreichend fokussiert. Das hat sich in letzter Zeit geändert und die Zusammenarbeit hat sich aus meiner Perspektive enorm verbessert – auch zum Verband Swiss e-Mobility, bei welchem ich Präsident bin. Gemeinsam haben wir ambitioniertere Ziele , schlussendlich ist die Schweiz ein Land der Innovationen. Aus meiner Sicht müssten wir in diesem Bereich auch beim Klimaschutz führend sein. Letztendlich profitieren alle davon, denn die ganze Welt muss bei den CO2-Zielen irgendwann einmal auf Netto Null kommen. Wenn die Schweiz hierbei eine Leaderrolle einnimmt, ist das sicherlich ein Gewinn für unsere Industrie.
Was würden Sie politisch für die Elektromobilität ändern, wenn Sie freie Hand hätten?
Jede Einstellhalle müsste eine ausreichende Ladeinfrastruktur aufweisen. Die Elektrofahrzeuge müssen einfach geladen und abgerechnet werden können. Auch die Versorgung mit genügend Elektrofahrzeuge für die Schweiz müsste gesichert sein, um die Flottenziele zu erreichen. Wünschbar ist, dass sehr schnell möglichst viele E-Modelle auf dem Markt kommen.
Für E-Neulenker ist oft verwirrend, dass keine Einheit bei den Steckern, gerade an den Ladestationen, herrscht. Wie kann man dies konsumentenfreundlicher gestalten?
Im Normalfall regelt das die Industrie selbst – wie beispielsweise damals die Zapfhähne an den Tanksäulen. Unser Verband hat sich schon viele Male dafür eingesetzt, dass hier eine Verbesserung stattfindet. Aber es liegt schlussendlich in der Hand der Autohersteller. Hier kann weder ein Verband noch die Schweizer Politik eine Vereinheitlichung erwirken, da die Fahrzeuge nicht in der Schweiz hergestellt werden. Wo wir ansetzen können, ist bei den öffentlichen Ladestationen. Dort müssen alle möglichen Stecker und ein einfaches Zugangssystem verfügbar sein.
Wo stehen wir in zehn Jahren in Sachen Elektromobilität?
Ich bin überzeugt, dass in zehn Jahren mindestens 50 Prozent der Neuwagen elektrisch sein werden, evtl. sogar noch mehr. Die Öffentlichkeit wird verstanden haben, dass dies die Mobilitätsform der Zukunft auf der Strasse ist.
Elektromobilität wird also in Zukunft der dominierende alternative Antrieb?
Da bin ich mir ziemlich sicher. Die anderen Alternativen haben zu viele Nachteile. Beim Wasserstoff ist es der Energieverbrauch, welcher über den ganzen Lifecycle gesehen drei Mal höher ist. Bei Gas sind es die Lärm- und Abgas-Emissionen, die immer noch vorhanden sind. Gas könnte zwar erneuerbar produziert werden, aber ist es derzeit noch nicht – ein weiterer Nachteil. Darum wird sich das batteriebetriebene Elektrofahrzeug durchsetzen. Irgendwann gibt es vielleicht noch weitere Technologien, das werden wir sehen.
Wie würden Sie jemanden überzeugen, vom Verbrennungs- auf den Elektromotor umzugsteigen?
Ich nehme den- oder diejenige immer gerade auf eine Ausfahrt mit und lasse sie fahren. Damit erledigt sich Überzeugungsarbeit von selbst. Wenn man einmal mit einem E-Fahrzeug gefahren ist und es selbst erlebt hat, möchte man eigentlich nichts anderes mehr fahren. Es ist leise, der Antrieb, Beschleunigung ist enorm – es ist einfach «easy» zum Fahren und ganz anders. Das sagen auch meine Kinder. Die Jüngste ist fast nur mit dem Elektroauto aufgewachsen, die Älteren haben beides erlebt. Aber alle wollen nur noch elektrisch fahren. Für meine Kinder ist einfach normal. Das wird für die nächste Generation auch so sein.