Wir treffen Claudia Keller an einem schönen Herbstmorgen am AMAG Hauptsitz in Cham zum Interview. Das Ganze fühlt sich doch eher speziell an, da wir beide Maske tragen und so das Gesicht des Gegenübers nur halb lesen können. Wir unterhalten uns kurz über die aktuelle Situation und steigen dann «aufgewärmt» ins Gespräch ein. Claudia erzählt uns, dass sie von Grund auf eine aufgestellte, temperamentvolle und quirlige Person sei, die nie stillsitzen könne. Deshalb ist sie auch jederzeit offen für Veränderungen und packt die Chancen, die sich ihr bieten. Diese positive Grundhaltung zieht sich wie ein roter Faden durch das Leben und die Karriere von Claudia.
Claudia, erzähl uns doch etwas über deine berufliche Karriere.
Ich habe ursprünglich eine Lehre als Telefonistin bei der PTT gemacht und nach ein paar Jahren den Sprung ins Büro gewagt. Hier habe ich meine ersten Gehversuche als Datatypistin gemacht, eine Funktion, die es in dieser Form heute gar nicht mehr gibt. Aufgrund meiner Offenheit konnte ich mit jedem Stellenwechsel mein Aufgabengebiet erweitern und neue Tätigkeiten übernehmen.
Zur AMAG kam ich schlussendlich über meine Tante, die damals in der Fahrzeugablieferung im Birrfeld gearbeitet hatte und mit meinem heutigen Schwiegervater – ebenfalls ein AMAG Mitarbeitender – befreundet war. Als meine Tante die AMAG verliess ging sie zur Firma Hunziker Festwirtschaften, die häufig für AMAG Events gebucht wurde. Dadurch pflegte sie weiterhin ihre alten Beziehungen zur AMAG und so lernte ich auch die Familie meines Mannes kennen. Mein Mann und ich durften dann immer wieder Sondereinsätze für die AMAG machen. So fuhr ich z.B. während zwei Sommern den Zeitmessungswagen an Seifenkistenrennen, welche durch die AMAG gesponsert wurden. Als mein damaliger Arbeitgeber dann in wirtschaftliche Schwierigkeiten geriet, meinte mein Schwiegervater «geh dich doch mal bei der Leasing bewerben, dort ist eine Stelle im Offertbüro frei». So stiess ich schlussendlich am 1. Dezember 1995 zur AMAG Leasing, obwohl ich gerade mal wusste wie man Leasing schreibt, vom Rest hatte ich keine Ahnung.
Bei der AMAG Leasing erhielt ich die Chance das Geschäft von der Pike auf zu lernen, bis ich im Jahre 1998 in die Sponsoring- und Dienstwagenabteilung wechseln durfte. Schlussendlich übernahm ich im 2009 eine Teamleitungsrolle und wurde 2011 als Leiterin Zentrale Dienste ins Kader der AMAG Leasing befördert. Seit Anfangs 2019 bin ich Leiterin Compliance & Stammdaten. Hier kümmere ich mich mit meinem Team um die regulatorischen Prozesse, bin Ansprechpartnerin für die Revision, habe sehr viele Spezialaufgaben und arbeite in diversen Projekten mit.
Ich hatte das Glück, dass ich immer wieder Vorgesetzte hatte, die mich gefördert haben. Ich denke aber auch, dass meine Offenheit für Neues, mein Blick über den Tellerrand sowie der Wunsch Zusammenhänge zu verstehen, auch dazu beigetragen haben, dass ich heute dort stehe, wo ich bin.
Claudia (ganz rechts) im Juni 1997 mit ihren Leasing-Gspändli vor dem AMAG Standort in Buchs ZH.
Wie hat sich dein Beruf gegenüber früher verändert?
Grundsätzlich empfinde ich die Arbeitswelt heute als viel spannender und einfacher. Früher war alles sehr monoton und man musste sich an strikte Abläufe halten. Das war für mich extrem langweilig und wenig herausfordernd. Die neuen Möglichkeiten der Technologie ermöglichen zudem eine grosse Flexibilität wie, wann und wo wir arbeiten. Das kommt meinem Grundbedürfnis nach Freiheit und Selbstbestimmung sehr entgegen.
Du hast die Möglichkeiten der Technologie angesprochen. Welchen Einfluss hat die Digitalisierung auf deine Arbeit?
Die Digitalisierung zwingt einen, die Prozesse und Abläufe laufend zu überdenken, zu hinterfragen und besser zu machen. Die Geschwindigkeit und Schnelllebigkeit sind manchmal auch für mich eine Herausforderung. Trotzdem knie ich mich in die unbekannte Situation rein und versuche Lösungen zu finden. In dieser Beziehung bin ich ein absoluter Machertyp, d.h. anpacken und umsetzen, anstatt lange zu diskutieren.
Dein Lebenslauf ist ein schönes Beispiel für Lifelong Learning. Was heisst das für dich konkret?
Ursprünglich habe ich die Lehre bei der PTT gemacht, damit ich einen Abschluss habe, egal welcher es war. Für mich war damals schon klar, dass ich nicht stehenbleiben und mich weiterentwickeln wollte. Dieses Jahr habe ich noch die Ausbildung zur Sachbearbeiterin Rechnungswesen abgeschlossen. Das war für mich ein grösseres Unterfangen, da ich über keinen kaufmännischen Abschluss verfüge. Diese Ausbildung hat mir ab und an meine Grenzen aufgezeigt und wenn ich gewusst hätte, was da auf mich zukommt, dann hätte ich es wahrscheinlich nicht gemacht (lacht).
Lifelong Learning heisst für mich jede Chance zur Weiterbildung zu packen und nie stehenzubleiben. Das was man hat, das hat man!
Was würdest du deinem Zwanzigjährigen Ich heute raten?
Mein Rat wäre auf jeden Fall zuerst eine Lehre (einen Abschluss) zu machen und nachher zu reisen und Sprachen zu lernen. Wichtig ist es, die unterschiedlichsten Erfahrungen zu sammeln, denn nur so spürt man, was einem Spass macht und wo die eigene Berufung liegt.
Trotzdem würde ich wahrscheinlich meinen Weg wieder so gehen, obwohl mein Traumberuf ursprünglich mit Reisen zu tun hatte. Als ich meinen Mann kennenlernte, ist dieser Wunsch etwas in den Hintergrund gerückt. Ich habe jedoch das grosse Glück, meine Leidenschaft als Hobby ausleben zu können.
Früher war alles besser, oder?
Aus meiner Sicht war es nicht besser aber anders. Wir waren ein viel kleineres Team, hatten Unmengen von Papier und mussten sehr viel mehr von Hand bearbeiten und ausfüllen. Wenn man sich vorstellt, dass die AMAG Leasing zu damaligen Zeiten ca. 35 – 40’000 Leasingverträge bearbeitete und heute mehr als 160’000, dann wird klar, dass dies ohne Automatisierung gar nicht mehr möglich wäre.
Wenn ich zurückblicke, darf ich sagen, dass mir die AMAG eine tolle Karriere und sehr viele Chancen geboten hat. Das ist für mich absolut nicht selbstverständlich und ich bin sehr dankbar dafür.
Claudia Keller
- Leiterin Compliance / Stammdaten bei der AMAG Leasing AG
- Stolze Pferdebesitzerin
- «Reisefüdli», Naturmensch und Wandervogel