Während Jean Trotti sowohl die SwissSkills als auch die internationale Meisterschaft in Bozen bereits gewinnen konnte, begibt sich Fabian Britt an den WorldSkills auf ein für ihn unbekanntes Terrain. Die beiden talentierten jungen Männer erklären uns im Interview, was notwendig ist, wenn man Weltmeister werden möchte.
Welche Ausbildung haben Sie absolviert und wann haben Sie diese abgeschlossen?
Jean Trotti: Ich habe eine Ausbildung zum LKW-Mechatroniker gemacht und bin jetzt im vierten Lehrjahr, habe also noch nicht abgeschlossen.
Fabian Britt: Ich habe eine Ausbildung als Automobilmechatroniker absolviert und diese im Jahr 2013 abgeschlossen.
Wo sind Sie aktuell tätig?
Jean Trotti: Ich arbeite in der Garage Collier in Le Mouret mit den Marken Scania, Iveco und FIAT. Ich bin Lernender mit einem Beschäftigungsgrad von 100%.
Fabian Britt: Ich arbeite Vollzeit als Automobilmechatroniker bei der Garage Heidegger in Triesen im Fürstentum Liechtenstein.
Wie kamen Sie auf die Idee, an den SwissSkills und nun an den WorldSkills teilzunehmen?
Jean Trotti: Für die SwissSkills hat mich zunächst mein Schulungsleiter des Praxiskurses ausgewählt, der auf der Suche nach fünf jungen, motivierten Kandidaten war. Wir haben uns dann zu den Qualifikationen aufstellen lassen. Als ich die geschafft hatte, ging es zur Schweizer Meisterschaft. Dort habe ich den ersten Platz gemacht, was mir die Türen zur internationalen Meisterschaft in Bozen öffnete, an der fünf Länder teilnahmen. Dort musste ich die zweit- und drittplatzierten Schweizer noch einmal schlagen – damit war der Weg frei zur Weltmeisterschaft.
In welchem Bereich konnten Sie am meisten brillieren/ Ihre Fähigkeiten und Ihr Können am besten einbringen?
Jean Trotti: Die Tatsache, dass LKWs mein Steckenpferd sind, hat mir für die Schweizer Meisterschaft sicher viel gebracht. In diesem Gebiet lernt man viel mehr, weil man sich oft in unvorhergesehenen Situationen zurechtfinden muss und es mit verschiedenen Systemen zu tun hat. Das hat mir ganz sicher auch bei den Unwägbarkeiten bei den SwissSkills geholfen.
Welchen Stellenwert haben Anlässe wir SwissSkills und WorldSkills in Ihrer Branche?
Jean Trotti: Veranstaltungen wie die SwissSkills oder auch die WorldSkills sind wie eine Visitenkarte für die duale Berufsausbildung. Die guten Ergebnisse zeigen das ausgezeichnete Niveau der Ausbildung. Die Schulungsleiter geben ihr Bestes und es ist auch eine Bestätigung für sie, wenn wir auf internationaler Ebene so gute Ergebnisse erzielen.
Was bedeutet Ihnen die Möglichkeit der Schulung bei der AMAG?
Jean Trotti: Für uns war das etwas ganz Tolles. Wir konnten einerseits an dem Fahrzeug üben, an dem wir auch bei der Weltmeisterschaft arbeiten werden, hatten aber auch die Möglichkeit, uns an das Getriebe eines anderen Modells heranzuwagen. Das Übungszentrum ist sehr gross. Wir arbeiten normalerweise in einer kleineren Garage und waren das gar nicht gewohnt. So standen uns immer gleich mehrere Kollegen mit Rat und Tat zur Seite und nahmen sich Zeit für uns. Ausserdem haben wir im Schulungszentrum viele schöne Fahrzeuge gesehen, die auch in der Lehre gerne gehabt hätte.
Fabian Britt: Die Möglichkeit, bei der AMAG trainieren zu können, ist eine grosse Chance für uns. Wir haben vier Tage Zeit, alle Fahrzeugtypen und das Getriebe, welches wir für die WorldSkills benötigen, kennen zu lernen. Alles ist gut organisiert, die Mitarbeiter sind hilfsbereit und wir sind sehr gerne hier.
Sie treten zwar als Einzelkämpfer auf, bereiten sich aber im Team vor, trotz der Konkurrenzsituation. Wie gehen Sie mit der Situation um?
Fabian Britt: Mit der Konkurrenzsituation habe ich ehrlich gesagt kein Problem. Man kommt gut voran, wenn man zu zweit trainiert, erhält zusätzliche Inputs und kann sich gegenseitig Tipps geben. Am Wettbewerb selbst sind wir dann schon Einzelkämpfer und dort soll der Bessere gewinnen.
Jean Trotti: Auch wenn bei der Weltmeisterschaft auf uns selbst gestellt sind, ist die Tatsache, dass wir zu zweit arbeiten, etwas sehr Positives. So entsteht ein gesunder Wettbewerb, in dem jeder dem anderen etwas bringen kann. Ausserdem sind wir beide als Schweizer natürlich mehr Freunde als Konkurrenten. Also gar kein Problem, im Gegenteil!
Fabian Britt, Sie vertreten nicht die Schweiz, sondern das Fürstentum Liechtenstein an den World Skills, was ist dabei speziell?
Das Besondere daran, das Fürstentum Liechtenstein an den WorldSkills zu vertreten ist sicher, dass beispielsweise die Grösse des Teams viel kleiner ist als in der Schweiz. Man ist nahe beieinander, hat kurze Wege und einen familiären Umgang miteinander und trifft sich hin und wieder auch beim Ausgehen.
Jean Trotti, was bedeutet Ihnen die Siege an den SwissSkills 2014 und am 5-Länder-Cup 2014 in Bozen?
Mein erster Sieg bei den Schweizer Meisterschaften war für mich sehr wichtig. Ich habe mich sehr gefreut und war auch stolz darauf, den Kanton Freiburg würdig zu vertreten. Mein Ziel in Bozen war es dann, mich für die Weltmeisterschaft zu qualifizieren, ohne unbedingt den ersten Platz machen zu wollen. Dann habe ich gewonnen, was natürlich ein sehr grosser Erfolg für mich war und mich extrem gefreut hat. Jetzt hoffe ich natürlich, dass es bei der Weltmeisterschaft für mich auch so weiter geht.
Die Vorbereitungen auf die WorldSkills sind gemäss Plan sehr zeitintensiv, wieviel Zeit werden Sie aller Voraussicht nach in die Vorbereitung investieren?
Fabian Britt: Die Vorbereitungen sind in der Tat sehr zeitintensiv, im Durchschnitt etwa zwei Tage pro Woche. Wir trainieren quasi jeden Samstag, haben zusätzlich dazu verschiedene Kurse, die mehrere Tage dauern und bereiten uns auch an diversen Abenden in der Woche auf die WorldSkills vor. Mit dem Training haben wir im Januar 2015 begonnen.
Wie können Sie den erforderlichen Zeitaufwand bewältigen?
Jean Trotti: Ich musste natürlich grösstenteils auf meine Hobbys verzichten. Ich bin normalerweise sehr sportlich. In letzter Zeit hatte ich zwar ohnehin eine Knieverletzung, muss aber dennoch auf viel verzichten, weil ich jetzt mit Vollgas auf die WM hinarbeite. Noch dazu habe ich im Mai meine Abschlussprüfung. Es ist ein etwas schwieriges Jahr, aber das wird sich langfristig auszahlen!
Wie sieht Ihr Vorgesetzter die Teilnahme an den WorldSkills u.a. auch wegen Ihrer Absenz im Betrieb?
Fabian Britt: Mein Vorgesetzter hat kein Problem mit meiner Teilnahme an den WorldSkills, ganz im Gegenteil, er unterstützt mich in meinem Vorhaben, an den WorldSkills teilzunehmen. Er redet mir gut zu und motiviert mich, eine gute Leistung zu zeigen und an den WorldSkills möglichst ein gutes Ergebnis zu erzielen.
Der Verband sieht Sie als aussichtsreiche Kandidaten an, woher kommt diese Zuversicht?
Fabian Britt: Die Zuversicht der Verbände der Schweiz und des Fürstentums Liechtensteins ist sicher auf der guten Qualität des dualen Berufsbildungssystems in den beiden Ländern begründet. Dieses System mit der theoretischen und gleichzeitig praktischen Ausbildung führte auch in der Vergangenheit zu guten Platzierungen bei diversen Wettbewerben.
Wie schätzen Sie persönlich Ihre Chancen in Sao Paolo ein?
Jean Trotti: Ich möchte jetzt im Voraus nicht meine Chancen ausrechnen. Was zählt, sind allein die Fähigkeiten. Daher werden wir an diesen vier Tagen das Allerbeste geben. Ob wir gewinnen werden oder nicht, hat nichts mit Glück zu tun – hier sind einzig und allein die Kompetenzen gefragt!
Besten Dank für das interessante Gespräch. Ich wünsche Ihnen nun viel Glück und Erfolg bei den WorldSkills.
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