Die Elektromobilität schreitet in grossen Schritten voran.Dabei geht es nicht nur um die Verkehrswende, sondern auch um eine Senkung der CO2-Emissionen. Zu dem Ziel hat sich auch der Volkswagen Konzern mit dem «Way to Zero» bekannt und so werden die VW ID.-Modelle bilanziell CO₂-neutral produziert. Wie man das Elektroauto daheim auch gleich CO₂-frei mit selbst produziertem Strom nutzen kann, zeigt dieser Artikel.

Laden aus der Solaranlage

Das Elektroauto kann man auch aus einer Photovoltaik-Anlage, kurz PV oder umgangssprachlich Solaranlage, aufladen. Der dabei  erzeugte Strom aus der Sonne wird genutzt, um den Verbrauch im Haus abzudecken – und der Rest wird ins Auto geladen. Das geht mit jeder PV-Anlage, egal ob gross oder klein. Die minimale Ladung eines Elektroautos bei richtiger Ansteuerung beträgt 1.4kW. Ist dieser Überschuss vorhanden, kann das Auto geladen werden – mit reinem Strom aus Sonnenenergie.

PV-Anlage auf dem Westdach mit 10kWp

Was braucht es fürs Laden eines Elektroautos mit Solarstrom?

Das wichtigste ist eine «intelligente» Wallbox, sprich eine Ladestation, die sich auch ansteuern lässt. Solche gibt es zahlreiche auf dem Markt. Sind diese ins Heimnetzwerk integrierbar, ist die Chance einer Ansteuerung vorhanden. Wer es genau wissen möchte, sollte sich vor dem Kauf genauer informieren. Damit die Ladestation dann auch angesteuert wird, braucht es ein lokales Energie-Management, in diesem Fall den Solar Manager. Dieser ermittelt über eine Messung am Hauseingang den Hausverbrauch und kommuniziert mit dem Wechselrichter der PV-Anlage. So lässt sich genau steuern, wann das Auto geladen werden soll und mit welcher Leistung. Mit dem Lademodus «nur solar» wird das Auto jeweils nur dann geladen, wenn auch genügend überschüssige Leistung zur Verfügung steht.

Wie funktioniert das Energiemanagement?

Beim Energiemanagement ist es essenziell, ganzheitlich zu denken. Das heisst, viele einzelne Systeme, die für sich allein arbeiten, bieten viel Konfliktpotential und lassen sich nicht zentral regeln. Ein Energie Management System, das aber mit einer grossen Bandbreite an Geräten kommunizieren kann, bietet eine umfänglichere Möglichkeit, Verbraucher zu priorisieren und regeln. Entsprechend können für jedes Objekt die besten Einstellungen für die örtlichen Gegebenheiten gemacht werden. Nachfolgend ein Beispiel, wie das mit dem Solar Manager bei einem Tag im Februar aussah. Der Screenshot des Tagesverlaufs zeigt, wie am Morgen der erzeugte Strom direkt für Warmwasser (blau) genutzt wird. Die Warmwassererzeugung hat die höchste Priorität, weil es täglich genutzt wird. Tagsüber wird dann der Überschuss im Haus genutzt und für die Ladung des Hausspeichers (grün). Wenn der Bedarf im Haus gedeckt ist, folgt die Ladung des Elektroautos (violett). Die Leistung des Autos wird über die Ladestation fast stufenlos geregelt und fährt schön der Produktionskurve der PV-Anlage entlang, bis zum Sonnuntergang.

 

Wie weit kommt ein Elektroauto mit reinem Solarstrom?

Im Fall des Autors mit einer 15kWp grossen Anlage, ist der Ertrag für Laien immer etwas schwer vorstellbar. Als einfaches Beispiel wird in diesem Fall die kleine Anlage auf dem Carport genutzt, diese besteht aus 8 Panels, was rund 13m2 entspricht. Die acht Panels auf der Ostseite lieferten 2020 rund 2300kWh Energie. Das entspricht beim genutzten VW ID.4 einer Reichweite von rund 13 000 Kilometern. Über das Jahr hinweg berechnet, liefern also 8 PV-Module die benötigte Energie, um einen VW ID.4 monatlich rund 1000km bewegen zu können.

Fazit

In den Monaten März bis September reicht die erzeugte Energie aus den meisten PV-Anlagen aus, um das Elektroauto mit reinem Sonnenstrom zu betreiben. Über das ganze Jahr gerechnet, fahre ich den VW ID.4 zu 70 bis 75 Prozent mit selbst erzeugtem PV-Strom. Besonders die Fahrzeuge mit grossem Akku helfen hier auch mal ertragsschwache Tage auszugleichen. Wenn ich täglich nur 5kWh nach Feierabend mit Solarstrom nachlade, reicht das für eine Arbeitswoche mit einem Arbeitsweg von 100km problemlos aus. Das ist eindrücklich und zeigt, wie gut sich Elektroautos und erneuerbare Energieproduktion ergänzen.

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2 Kommentare

Peter Jost

1 Antwort
  • Vielen Dank für den interessanten Artikel Hans. Zusätzlich ist zu erwähnen, dass sich eine Solaranlage durch die Einsparung der Energiekosten innerhalb weniger Jahre selber amortisiert. Je höher der Eigenverbrauch, um so schneller mach sich die Photovoltaikanlage bezahlt. Daher ist der Einsatz eines Elektrofahrzeuges in dieser Konstellation nicht nur ökologisch sinnvoll, sondern auch finanziell sehr lohnenswert.

    1 Antwort
  • Hans

    Hallo Peter, ganz genau so ist es, PV-Anlage und Elektromobilität ist Win-Win. Ich versuche das möglichst überall zu vermitteln, man geht oft fälschlicherweise davon aus, dass sich eine "PV-Anlage nicht lohnt"...