Patrik, deine offizielle Funktionsbezeichnung lautet Teamleader Technology & Analytics bei der AMAG Gruppe. Was bedeutet das?

Im weitesten Sinne geht es darum, die Daten und Technologiebausteine der AMAG Ventures, beispielswese von Clyde und autoSense, mit den Daten und Prozessketten des AMAG Konzerns zusammenzuführen und diese – immer unter Berücksichtigung des Datenschutzes und der Sinnhaftigkeit – zu verknüpfen und lohnende Erkenntnisse zu gewinnen.

Das klingt sehr spannend, aber auch sehr kryptisch. Wie müssen wir uns das konkret vorstellen?

Machen wir ein Beispiel mit autoSense. Der autoSense Adapter liefert Fahrzeugdaten. Wenn der Kunde aktiv sein Einverständnis gegeben hat, helfen diese Daten, die Situation zum Fahrzeug und unseren Kunden noch besser zu verstehen und noch aktiver zu betreuen. Es besteht zum Beispiel aus der Ferne die Möglichkeit festzustellen, dass für ein Fahrzeug demnächst ein Austausch der Bremsbeläge ansteht.

Clyde & autoSense

Clyde: Clyde bietet das flexibelste Auto Abo für die Schweiz an. www.clyde.ch

autoSense: autoSense – dein Auto in einer App

autoSense AG will die Mobilität effizienter, sicherer und komfortabler gestalten, indem alle Schweizer Autofahrer*innen mit dem Auto vernetzt werden, auf Wunsch ihre Daten transparent mit Dritten teilen und so für sich einen direkten Mehrwert und Nutzen realisieren können.

Kernstück ist ein OBD2-Adapter, der im Auto eingesteckt wird und via SIM Karte Daten überträgt sowie die kostenlose autoSense-App fürs Smartphone, mit welcher diese Daten dem Nutzer dargestellt werden. www.autosense.ch

Wenn wir nun die Kundendaten mit dieser Erkenntnis zusammenführen und den Kunden proaktiv kontaktieren, um ihm einen für ihn ausgearbeiteten Lösungs- und Terminvorschlag zu unterbreiten – dann kann diese individuelle Betreuung den Kunden vor einem unerwarteten Schaden bewahren.

Bleiben wir beim Bremsbelag – und bauen die Geschichte noch etwas aus. Durch unsere Systeme sind wir in der Lage, die Daten zur Fahrzeuggeschichte und den daran verbauten Teile zu pflegen. Unsere Spezialisten in der Werkstatt können uns beeindruckend genau erklären, wie der jeweilige Materialverschleiss pro Fahrzeug unter welchen Bedingungen ausschaut. Verbinden wir nun diese Erkenntnisse mit den Daten von autoSense, können wir treffgenaue Wartungsvorhersagen machen. Damit sind wir in der Lage unsere Privat- und Firmenkunden auf Wunsch aktiv zu begleiten, damit sie Investitionen zum richtigen Zeitpunkt am richtigen Ort tätigen.

Und welche Rolle spielt jetzt dein Job in diesem Szenario?

Nun, die Daten, die wir dafür benötigen, die sind grundsätzlich vorhanden. Aber sie müssen noch in der richtigen Form, zum richtigen Zeitpunkt am richtigen Ort zusammengeführt werden. Und dies jederzeit unter dem Aspekt des Datenschutzes, des Einverständnis des Kunden und der Informationssicherheit. Dies sicherzustellen, das ist eine meiner Aufgaben.

Werfen wir einen Blick in die Zukunft. Wie verändert sich die Mobilität, und welche Rolle werden Daten spielen?

Wir befinden uns am Ende eines Zyklus. Der käufliche Erwerb eines schönen Autos ist heute noch ein gängiges Geschäftsmodell. Entsprechend gross sind Emotionen beim Fahrzeug – was sich in der Pflege davon zeigt. Nun bahnen sich Veränderungen an, besonders in den urbanen Gebieten und bei der jüngeren Generation. Besitz und Pflege weicht dem Anspruch von Nehmen und Bezahlen.

Dazu erleben wir bereits, dass Autos mit Verbrennungsmotoren aus Städten verbannt werden, vielleicht schon bald ganze Teile des automobilen Individualverkehrs. Individuell reisende Menschen sollen an der Stadtgrenze bei sogenannten «Umsteigezonen» von ihrem Fahrzeug auf Mikromobilität umsteigen. Junge Menschen, die in den Städten leben, wollen weniger Auto fahren und besitzen oft nicht mal mehr einen Führerausweis. Sie orientieren sich mit ihrem Smartphone, bewegen sich mit dem ÖV, mit Elektroscootern und mit E-Bikes. Sie «benutzen» diese Verkehrsträger, um emotionslos und bequem von A nach B zu kommen.

Wir als AMAG dürfen uns diesen Szenarien stellen – um dieser potenziellen, neuen Nachfrage mit entsprechendem Angebot zu begegnen. Wir haben dazu eine super Ausgangslage – womöglich eine der Besten in der Schweiz.

Und was hat das nun wiederum mit den Daten zu tun?

Um Lösungen zu finden und wirklichen Mehrwert zu schaffen, müssen wir das Verhalten unserer Kunden kennen. Wir müssen wissen, wie sich die Menschen bewegen, wann sie es tun und unter welchen Bedingungen sie welche Verkehrsträger benutzen. Es ist relevant zu verstehen, wie eine volle Einkaufstasche am Samstagnachmittag das Mobilitätsbedürfnis unseres Kunden beeinflusst – damit wir ihm auf Wunsch die für ihn passende Lösung anbieten können.

Um das herauszufinden gilt es, die uns anvertrauten Daten von gestern, heute und morgen sorgfältig zusammenzuführen, zu verstehen und die Bedürfnisse zu erkennen. Unter anderem ist das ein wichtiger Baustein auf dem Weg, auf dem wir uns als AMAG befinden – um uns zum führenden Anbieter von nachhaltiger individueller Mobilität zu entwickeln. Denn – ohne Daten ist alles nichts.

Das klingt jetzt aber noch sehr nach Zukunftsmusik, oder?

Wieviel Zukunftsmusik das in den Augen – oder besser: in den Ohren – der Menschen ist, ist eine Frage des Vorstellungsvermögens. Wir leben häufig in unseren Mustern. Unsere Welt besteht aus dem, was wir kennen, was wir schon immer gemacht haben. Und dennoch etablieren sich Neuerungen in Windeseile, und etwas, das sich gestern noch niemand vorstellen konnte, ist heute absolute Alltagsrealität. Es gibt unzählige Beispiele: das Mobiltelefon. Das Smartphone. Die digitale Kamera. Online Shopping. WhatsApp. Und früher mal – das Auto.

Die Themenfelder, in denen wir uns heute bewegen, sind riesig: Mobilitätswende. Energiewende. Soziodemografischer Wandel. Digitalisierung. Ich habe keine Zweifel daran, dass wir in den nächsten Jahren noch grössere Veränderungen erleben werden, wie wir das aus jüngster Vergangenheit kennen. Wenn man sich das vergegenwärtigt, spielt die Zukunftsmusik von morgen schon heute laut und deutlich hörbar. Für uns bei AMAG kann das eine wunderbare Symphonie werden.

Patrik Zihlmann

 

In Luzern aufgewachsen, startete Patrik mit einer Ausbildung als Landwirt. Nach der Stallluft und viel Bezug zu reellen Werten führte ihn die Neugier zum Finanzsektor – und zum Abschluss der kaufmännischen Grundausbildung als Bankkaufmann.

Auf dem Weg entdeckte er die Faszination für Daten und Technologie. Es folgte eine langjährige, technische Ausbildung und berufsbegleitend erwarb er das eidgenössische Diplom für Wirtschaftsinformatik.

Damit legte Patrik den Grundstein für seine berufliche Laufbahn. Nebst Tätigkeiten bei namhaften Arbeitgebern wie NCR, SAS, Business Objects und SAP gründete Patrik sein Startup im Bereich Prozessautomatisierung und Datenanalyse – um dieses später erfolgreich einer neuen Eigentümerschaft zu übertragen.

Seit über zwei Jahren ist Patrik nun beim AMAG Innovation & Venture LAB als Teamleader Technology & Analytics – und kann seine Passion für Daten, Analysen und Technologie im Rahmen der Mobilität und des «Autos» ausleben. Er ist angekommen – und erfüllt seinen Alltag mit dem, was ihn seit jeher begeistert.

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