Die AMAG hat mich ins brandneue AMAG Carrosserie Center Wettswil eingeladen. Wie im August 2020 in der AMAG Zug in Cham, gibt es nun eine Fortsetzung von meinem «Reinschnuppern» in die verschiedenen Facetten des Autogewerbes.

Die Einladung gerne angenommen, treffe ich am Morgen auf Roger, den Geschäftsführer. Er ist sehr stolz auf «seinen» neuen Betrieb, der erst Ende Mai 2021 seinen Betrieb aufgenommen hat. Das Carrosserie Center in Wettswil beschäftigt auf einer Fläche von 3’689 m2 aktuell knapp über 30 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Auf drei Etagen verteilt, kann das AMAG Carrosserie Center künftig jede Woche gegen 100 Carrosserie-Instandstellungen und 50 Aufbereitungen auf höchstem Niveau erledigen. Der Strom dazu kommt aus der hauseigenen Photovoltaik-Anlage auf dem Dach, die übrigens auch gleich die Elektrofahrzeuge aus der Ersatzwagenflotte auflädt.

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Ausblick über die Photovoltaik-Anlage auf dem Dach
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Autoblogger und Gastautor Andreas Ringli beim «mitschaffe» während seines Einblicks ins AMAG Carrosserie Center Wettswil

Einen Espresso später finde ich mich zwischen Spenglerei, Lackiererei und Aufbereitung wieder. Ich habe schon einige Werkstätten gesehen, aber das setzt neue Massstäbe. Eine Ausleuchtung wie in einem Fotostudio, dazu grosse Glasfronten mit Tageslicht, grosszügigste Abmessungen zwischen den einzelnen Hebebühnen und überall nur das Neueste an Technik und Ausrüstung. Achtung, fertig, mitschaffe!

Meine erste Etappe führt mich in die Spenglerei-Abteilung. Zuerst helfe ich Dennis, einem Spengler, beim Zusammenbau eines VW T-Roc, der neu lackierte Türen bekommen hat. Dazu wollen die Türleisten, Aussenspiegel und sämtliche Innenteile der Türe wieder eingesetzt und entsprechend verkabelt werden. Später wird der Fehlerspeicher ausgelesen, da die grossen Mengen an Sensoren in modernen Fahrzeugen gerne mal Alarm schlagen, wenn sie merken, dass nicht alle Sensoren fleissig ihre Einsen und Nullen zurücksenden.

Einen Werkstattlift weiter treffen wir wieder auf Bruno, der sich einerseits zum Fahrzeugrestaurator mit eidg. Fachausweis weitergebildet hat und anderseits aber auch als «Dellendrücker» ein Fachgebiet für sich entdecken konnte. Mit einem Zusatzscheinwerfer und allerhand Werkzeug lebt er seine Spezialität, das Dellendrücken, aus. Ist ein Karosserieteil nur eingedrückt, aber der Lack nicht beschädigt, kann ein talentierter Spengler mit Weiterbildung zum Drücktechniker unter das Blech greifen und mit verschiedenen Drück- und Massiertechniken, das Blech wieder in seine Ursprungsform zurückbringen.

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Lichtdurchflutend und einladend: Einblick in das hochmoderne AMAG Carrosserie Center Wettswil
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Ein Audi e-tron GT im Annahmebereich.

Stimmen die Voraussetzungen oder hat der Spengler keinen oder nur sehr schwierigen Zugang zur Innenseite der Delle, kann er das Blech auch «ziehen», also mit Heisskleber und einer Art Saugnapf die Delle rausziehen, um die Ränder dann wieder zu «klöppeln», also mit einem Werkzeug von aussen so zu bearbeiten, dass von der Delle absolut nichts mehr zu sehen ist. Ich beobachte Bruno dabei und komme nicht mehr aus dem Staunen heraus. Die Herausmassieren erfolgt komplett blind auf der Innenseite der Türe. Ist die Delle rausmassiert, bearbeitet er im Anschluss die feinen Kanten der Delle direkt auf dem Lack und hinterlässt dabei keinerlei Spuren.

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Bruno, passionierter Drücktechniker bei seiner Handwerkskunst

Bruno und andere «Dellendrücker» sind ein Paradebeispiel, wie Talent, Handwerk und Nachhaltigkeit im Einklang funktioniert. Es braucht weniger Neuteile, es muss weniger gespachtelt, weniger geschliffen und schlussendlich auch weniger lackiert werden, da das «Drücken» absolut ressourcenschonend vor sich geht. Diese Frauen und Männer sind versteckte Heldinnen und Helden, die mit unfassbarer Hingabe, Geduld und auch einer guten «Handvoll» Talent unsere Autos mit viel Liebe von Parkschäden, Hagelschäden und weiteren Dellen befreien.

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Nach der «Massage» von Innen…
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…folgt nun noch das «Klöppeln» direkt auf dem Lack.

Mit enthusiastischer Begeisterung angesprochen, meint Bruno nur: «Die Dellendrücktechnik ist die Königsdisziplin jeder Spenglerei und für den Kunden deutlich effizienter und dazu noch umweltfreundlicher. So gewinnen alle.» – Wie recht er doch hat.

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Eine der Lackierkabinen im neuen AMAG Carrosserie Center
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Hauptlackierer Veysel beim Auftragen einer Schicht Klarlack

Nach der Spenglerei geht es weiter in die Lackiererei des neuen AMAG Carrosserie Centers in Wettswil. Hier werden die Fahrzeuge oder Fahrzeugteile zerlegt angeliefert, für die partielle Lackierung vorbereitet und schlussendlich auch lackiert. Der hintere Kotflügel von einem Audi A6 der Generation C7 muss für die Lackierung in «Eissilber Metallic» vorbereitet werden. Zuerst scannen wir mit einem digitalen Farbmessgerät an zwei Orten die Lackfarbe ab. Dann wird die zu lackierende Fläche abgeklebt. Als nächster Schritt schleift der Lackierer die entsprechenden Flächen vor. In verschiedenen Vorgängen wird die Oberfläche bearbeitet, während er von Hand immer wieder prüft, ob die gewünschte Feinheit erreicht ist. Natürlich darf er beim Schleifen die vorgeformte Form und deren Kanten auf keinen Fall beschädigen.

Mit dem gescannten Farbcode kann das Gerät direkt am Farbmischcomputer die Farbe einlesen und über die Farbmischsoftware einem Fahrzeug und einem Auftrag zuweisen. Fehlt nur noch die Menge an Farbe die gebraucht wird, dann beginnt der Farbmischroboter (Daisy Wheel) die Farbe zusammenzumischen. Dank dem Roboter kann eine Farbformel, also eine Lackzusammensetzung, aufs hundertstel Gramm genau zusammengemischt werden. Absolut vollautomatisch.

Doch damit gibt sich das Team der Wettswiler nicht zufrieden. Für einen anspruchsvollen Drei-Schicht-Lack einer Fremdmarke mit speziellen Zutaten, muss von Hand gemischt werden. Also Waage raus, der Computer sagt, welche Farbe oder welche Zusatzstoffe man braucht und los geht’s. Mit ruhiger Hand wird aufs zehntel Gramm genau abgemessen, während die Maschine im Hintergrund weiterhin an unserem «Eissilber Metallic» mischt, ist hier schon die erste Lackschicht bereit.

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Anschleifen der Stelle, die später lackiert werden soll
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Nachfühlen per Hand – so geht echtes Handwerk

Veysel ist aktuell der Hauptlackierer im AMAG Carrosserie Center Wettswil und lackiert im Tag bis zu 16 Fahrzeuge, die er auf zwei Lackierkabinen mit zwei Öfen verteilen kann. Ich frage ihn, was ihm besonders an seinem Beruf gefällt, worauf er stolz antwortet: «Das Fahrzeug und seine Karosserieteile kommen vorbereitet oder komplett ohne Farbe hier an und nach meiner Lackierung funkelt und glitzert es wieder wie neu.» Nach der Trocknungszeit im «Ofen», wird das Fahrzeug zu seiner nächsten Station, dem Lackierungsfinish geschoben, weiterhin auf dem Schienensystem. Dort wird die entsprechende Fläche poliert und verschönert, bis das aussagekräftige Funkeln wieder zurückkehrt und vom vorherigen Schaden nichts mehr zu ahnen ist.

 

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«Eissilber Metallic» wird per Mischroboter aufs hundertstel Gramm genau zusammengemischt

Dritter und letzter Teil meiner Reise durch das AMAG Carrosserie Center Wettswil findet in der Aufbereitung statt. Hier werden Fahrzeuge von Drittparteien aufbereitet, sowie auch eigene junge Gebrauchtwagen, die später ihren Weg zu den AMAG Händlerstandorten finden werden

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«Smart Repair» als effektive Massnahme zur Aufbereitung von jungen Gebrauchtwagen
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Ein Audi A4 Allroad und ein Volkswagen Tiguan auf ihrem Weg durch die Aufbereitung

Das Team der Aufbereitung hat einen klaren und straffen Plan, der genau aufzeigt, nach welchen Schäden Ausschau gehalten werden muss und wie diese zwischen «Smart Repair» und tiefergreifenden Aufbereitungsmassnahmen eingeteilt werden können. Ist die Einteilung erfolgt, werden Schäden gesucht, analysiert und gekennzeichnet. Ich werde mit Polierpaste und einer Bohrmaschine mit Polieraufsatz ausgerüstet und mache mich an die Arbeit. Es gilt die Kratzer vorsichtig zu entfernen, ohne den Lack weiter zu beschädigen. Hat man die Art und Weise begriffen, wie das Polierpad auf den Lack aufzutreffen hat, um den Kratzer zu eliminieren, ist es nur noch ein Dosieren der Kraft, mit der man die «Poliermaschine-Light» ansetzt. Einige Minuten später ist unser Q5 befreit von lästigen kleinen Alltags-Kratzern. Die Ladekante sieht wieder aus, wie bei der Auslieferung und auch die Türen sind wieder in einem Zustand, der jedem Gebrauchtwagenkäufer gefallen wird.

Rose leitet die Aufbereitung im AMAG Carrosserie Center Wettswil und beschreibt ihre Abteilung so: «Mit Smart Repair können wir mit kleinen, aber sehr effizienten Massnahmen das beste Ergebnis bei kleinen Schäden erzielen und so für den gewohnt hohen AMAG Standard bei allen Aufbereitungen sorgen.»

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Carrosserie-Spengler Kevin beim Verbinden der Elektronik einer Audi Q8 Türe
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Ein Blick auf die Lackiererei des AMAG Carrosserie Centers in Wettswil

Auch nach dem zweiten Besuch bei der AMAG, bleibe ich bei meinem Fazit, dass dem wunderbaren Handwerk rund um das Automobil, weiterhin Visibilität und Anerkennung fehlt. Besonders die Carrosserie-Berufe leiden unter starken Nachwuchsproblemen, obwohl die Sparte als sehr zukunftssicher gilt und Arbeitgeber, wie das AMAG Carrosserie Center Wettswil, keine Wünsche offenlassen, was Know-how, Wissenstransfer, technische Ausstattung und Förderung angeht.

Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, die ich während meines Besuchs kennenlernen durfte, waren allesamt sehr passioniert, sehr offen, sehr auskunftsbereit und die wohl besten Botschafterinnen und Botschafter für die Autobranche. Vielen Dank für den wunderbaren Einblick und den tollen Tag im AMAG Carrosserie Center Wettswil.

Arbeiten bei der AMAG

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1 Kommentare

Allenspach Roger

  • Hallo Andreas "Cooler" Bericht über die Karosserie Berufe und wie diese in der AMAG gefördert und gelebt werden. Das bereits in der Vergangenheit sehr interessante und vielschichtige Karosserie Business, wird mit den neuen Technologien e-Mobilität, Materialvielfalt, Nachhaltigkeit, Digitalisierung, Zusatzfunktionen von Konstruktion und Lacken immer noch komplexer und anspruchsvoller. Das hat nichts (mehr) mit einem staubigen und mühsamen "Chrampfen" zu tun. Neuste Reparaturmethoden und aktuelle Infrastruktur machen die Karosserie Berufe zu einer High Tech Herausforderung, wo die AMAG optimale Arbeitsplätze und Möglichkeiten bietet. LG Roger