Sie sind seit 2017 beim Family Business Award als Jurymitglied dabei. Seit 2018 präsidieren Sie die Jury. Warum engagieren Sie sich für den Family Business Award?
Der Family Business Award ist eine sehr interessante Jurierung, denn sie umfasst eine einzigartige Spanne der Nachhaltigkeit. Das heisst, sie beurteilt Unternehmen nicht nur nach der ökonomischen, ökologischen und sozialen Nachhaltigkeit, sondern zusätzlich auch danach, ob man das Unternehmen über eine Generation hinweg weiterleiten kann.
Da ich selbst während ca. 25 Jahren als Mitinhaberin im Familienunternehmen in leitender Stellung tätig war, weiss ich um die Schwierigkeiten des Generationenwechsels und die Notwendigkeit das Unternehmen professionell aufzustellen, damit es über mehrere Generationen bestehen bleibt.
Was zeichnet die bisherigen Gewinner des Family Business Award aus?
Die Gewinner des FBA zeichnet ein ausgezeichneter Leistungsausweis in all diesen obengenannten Aspekten der Nachhaltigkeit aus. Gleichzeitig sind sie sehr passionierte und engagierte Unternehmer und Unternehmerinnen, beziehungsweise in der Regel auch Kader und Mitarbeitende.
Auf was achtet die Jury bei der Beurteilung besonders?
Die Jury verfügt über ein Beurteilungsset von diversen Variablen, welche die obengenannten Aspekte der Nachhaltigkeit alle abdecken. Die Variablen haben leicht unterschiedliche Gewichtungen, aber grundsätzlich muss man überall überzeugen. Das bedeutet, man kann nicht in einer Disziplin abfallen und trotzdem bei den ersten Unternehmen, respektive vorderen Plätze mithalten.
Was bedeutet für Sie unternehmerische Nachhaltigkeit?
Das anspruchsvolle ist, dass zur unternehmerischen Nachhaltigkeit alle Aspekte, also sowohl ökonomische, ökologische, wie auch soziale Nachhaltigkeit und für diesen Award eben auch die Fähigkeit, einen Generationenwechsel bewältigen zu können, dazu gehören.
Je nach Beurteilungsschema können unter diese Aspekte der Nachhaltigkeit sehr viele Variablen gehören. Neben guten wirtschaftlichen Zahlen der Erfolgsrechnung und der Bilanz, sind Ökobilanzthemen (wie Energieverbrauch, CO2-Ausstoss, Abfall, Innovation, u.v.m.), Sozialverantwortung (wie Arbeitsplätze, Entlöhnungssysteme, Diversität, Weiterbildungsmöglichkeiten, etc.) und eben die Governance beziehungsweise die Nachfolgeregelung wichtig.
Warum soll ein Unternehmen nachhaltig wirtschaften? Hat diese Strategie überhaupt Zukunft?
Grundsätzlich kann ein Unternehmen kurzfristig oder vielleicht sogar mittelfristig ohne nachhaltige Überlegungen erfolgreich sein; langfristig sicher nicht. Arbeitnehmer, Kunden und Lieferanten werden sich früher oder später von einem solchen Unternehmen abwenden und es wird mit zunehmender Erkenntnis in der Gesellschaft bezüglich Schädlichkeit bei nicht nachhaltigem Verhalten schneller scheitern.
Gibt es einen schönen Moment oder eine spezielle Begegnung, welche Sie während Ihrer bisherigen Zeit beim Family Business Award erlebt haben?
Deren gibt es viele. Besonders sind die Präsentationen der Unternehmer und Unternehmerinnen, wenn sie ihr eigenes Unternehmen der Jury bei einem Besuch präsentieren. Da ist häufig sehr viel Herzblut und sehr viel individuelle Persönlichkeit dabei. Aber natürlich ist es sehr beeindruckend, wenn ich als Präsidentin auf der Bühne den Namen des Gewinners nennen darf und dann die ganze Mann-/Frauschaft in Jubel ausbricht. Obwohl dieser Preis ja nicht die Welt ändert, spürt man die positive Energie, die dann freigesetzt wird.