Jahrelange Arbeit steckt hinter dem Design eines neuen Fahrzeuges – und bis zur Weltpremiere unterliegt sie einer strengsten Geheimhaltung. Nichtsdestotrotz müssen die Fahrzeuge auf Herz und Nieren unter realen Bedingungen getestet werden. Nach den Prüfständen und Klimakammern sind die Autos tausende Stunden auf den Strassen der Welt unterwegs und bringen bis zu zwei Millionen Testkilometer unter die Reifen. Während diesen Testfahrten werden alle Funktionen des Autos eingehend getestet – schliesslich muss alles bei minus 30 Grad auf eisigen Pisten gleich gut funktionieren wie bei über 40 Grad tropischer Hitze auf einem schlammigen Weg oder im stockenden Stadtverkehr.
Prototypen Undercover
Damit die Prototypen auf ihrem Weg vor neugierigen Blicken von Journalisten, Fotografen und Wettbewerbern geschützt sind, werden sie von den Automobilherstellern sorgfältig getarnt: Das sind die sogenannten Erlkönige. Die auffällig gemusterten Folierungen auf den Prototypen sorgen dafür, dass die Formen des Autos verwischt werden: Charakteristische Teile, Konturen oder Karosseriepartien, wie Scheinwerfer oder die Form der Heckleuchten, werden gebrochen, sind damit nicht mehr klar erkenntlich und werden teilweise sogar mit Anbauten verfremdet.
Camouflage als Kunst
Das Prinzip der Tarnung durch einen «Blendeffekt» hat ihren Ursprung im Ersten Weltkrieg: Damals wurden Schiffe mit geometrischen Mustern in Schwarz und Weiss lackiert, wodurch die Formen verwischt und die Gegner getäuscht werden konnten. Die heutigen Erlkönige funktionieren nach dem gleichen Prinzip.
Ursprung des Namens Erlkönig
Der Name «Erlkönig» kommt übrigens von Goethes Ballade «Erlkönig» («Wer reitet so spät durch Nacht und Wind? Es ist der Vater mit seinem Kind»). Als in den 50-er Jahren zwei Automobiljournalisten nach einem passenden Begriff für getarnte Autos suchten, änderten sie kurzerhand Goethes Ballade ein wenig an. Seither hat sich der Begriff durchgesetzt.