Kaum ein Beitrag über die Zukunft der Mobilitätsbranche dreht sich nicht auch um autonomes Fahren. Was es mit dem Begriff auf sich hat und welche spannenden Projekte gerade weltweit und in der Schweiz dazu laufen, findet ihr in unserem Blogbeitrag.

«In den nächsten zehn Jahren wird sich die Mobilität mehr verändern als in den letzten 100.» Diesen Satz hört man häufig von Mobilitätsexperten. Ein grosser Teil dieser Aussage bezieht sich dabei auf die laufenden und zukünftigen Entwicklungen im Zusammenhang mit dem autonomen Fahren. Alle grossen Autohersteller und Technologieunternehmen, aber auch viele hochspezialisierte Nischenplayer investieren sehr viel Zeit und Ressourcen in dieses Thema und treiben die Entwicklung in hohem Tempo voran.

So besagen gewisse Prognosen, dass bereits im Jahr 2030 jedes zehnte Auto autonom unterwegs sein könnte. Ein Grossteil davon beispielsweise als sogenannte Roboter-Taxis. Doch wie weit befinden wir uns heute, im Jahr 2023, bereits?

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Um sich einen fundierten Überblick verschaffen zu können, muss als Erstes einmal der Begriff «autonomes Fahren» genauer geklärt werden: Es gibt fünf unterschiedliche Automatisierungsstufen  und dabei, je nach Stufe, auch immer gerade aktuell geltende Gesetzgebungen. So kann sich bei der ersten Automatisierungsstufe, beim assistierten Fahren, ein Lenker von Fahrassistenzsystemen lediglich unterstützen lassen, er bleibt aber immer noch verantwortlich für die Beherrschung des Fahrzeuges. Bei der zweiten Stufe, dem teilautomatisierten Fahren, kann der Fahrer sein Auto vorübergehend selbst fahren lassen, sofern vordefinierte Bedingungen erfüllt sind. Ausserhalb dieser Bedingungen muss der Fahrer jedoch jederzeit in der Lage sein, das Lenkrad wieder selbst zu übernehmen. Eine solche Bedingung könnte zum Beispiel sein: «Autobahn, bis 60km/h.» Beim Hochautomatisierten Fahren, der dritten Stufe, kann sich der Fahrer in bestimmten Situationen länger vom Fahrgeschehen abwenden und bei der vierten Stufe, dem vollautomatisierten Fahren, fährt das Fahrzeug überwiegend selbständig, der Fahrer muss jedoch immer noch fahrtüchtig sein.  Erst bei der fünften Stufe handelt es sich dann um das tatsächlich autonome Fahren bei der Fahrzeuge komplett ohne Fahrer auskommen, sich somit selbst steuern können und auch keine Eingriffe von einem Menschen mehr benötigt bzw. erwünscht werden.

Neben der Automatisierungsstufe stellen sich auch die Fragen nach der Fahrzeugart (Bsp. Personenwagen, Bus oder Drohne), der Fortbewegungsweise (Boden oder Luft) sowie nach dem Zweck (Menschentransporte, Fracht oder anderes).

Das Lieferfahrzeug vom Schweizer Startup Loxo befindet sich aktuell in einem Pilotversuch in Ebikon.

Welches sind aktuelle Projekte zum autonomen Fahren?

Eines der bekanntesten Unternehmen im Bereich autonomes Fahren ist Waymo. Die Tochtergesellschaft vom Google Mutterhaus Alphabet Inc. bietet in Phoenix und San Francisco auf einem grossen Gebiet bereits heute einen autonomen Taxidienst an. Daneben forscht das Unternehmen auch an autonom fahrenden Transport-Lastwagen. Mit mehr als 1.5 Millionen autonom zurückgelegten Kilometern verfügt Waymo über sehr viel Erfahrung und ist deshalb aktuell in diesem Bereich führend.

Neben autonomen Autos oder Lastwagen forschen viele (Transport-)Unternehmen auch am Einsatz von autonomen Drohnen, um beispielsweise kleine Pakete, Medizinprodukte oder Esswaren direkt vor die Haustüre der jeweiligen Empfänger zu liefern. Erwähnenswerte Projekte in diesem Bereich sind beispielsweise «Flight Forward» von UPS oder «Amazon Prime Air» vom gleichnamigen Online-Versandhändler.

Weiter sind in vielen Ländern (Pilot-)Projekte mit autonomen Lieferfahrzeugen am Laufen. Bekannte Player in diesem Bereich sind unter anderen Nuro aus den USA oder auch die Schweizer Firma Loxo, die mit Roboterwagen ihre Kundschaft mit Einkäufen beliefern und zusätzlich auch an weiteren Anwendungsmöglichkeiten tüfteln.

Vor allem im urbanen Gebiet weit fortgeschritten sind im Gegensatz zum Auto etwas kleinere und auch langsamere Liefer-Roboter. Führend in diesem Bereich ist das in Estland gegründete und in Kalifornien beheimatete Unternehmen «Starship Technologies». Mit ihrem Starship-Roboter hat das Unternehmen bereits über 4 Millionen Lieferungen absolviert. Genutzt wird der Roboter vor allem für die Last-Mile-Delivery, wie zum Beispiel für Essenslieferungen von Restaurants zu Privatpersonen nach Hause, aber auch für kleine Paketlieferungen an Geschäfte.

Nebst den klassischen Entwicklern von autonomen Fahrzeugen gibt es nicht zuletzt auch Unternehmen, die sich auf den Aufbau und Betrieb von autonomen Mobilitäts- und Logistiklösungen spezialisiert haben. Hier ist beispielsweise das Unternehmen Holo aus Dänemark zu erwähnen, das als führender Implementierer, Integrator und Betreiber von autonomen Mobilitätslösungen in Skandinavien gilt.

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Der Starship-Roboter

Wo steht das autonome Fahren in der Schweiz?

Die Schweiz galt im Bereich vom autonomen Fahren lange als Pionierland: So hat PostAuto von 2016 bis 2019 als weltweit erstes Unternehmen autonome Fahrzeuge im öffentlichen Verkehr eingesetzt. Auch mit dem Gepäckroboter «Robi» hatte PostAuto in Saas-Fee für eine weitere Premiere gesorgt. In der Zwischenzeit hat die Schweiz ihren Status aber etwas eingebüsst und musste sich von Ländern wie USA und China überholen lassen. Die dort ansässigen Firmen stecken viele Ressourcen in Forschung und Entwicklung in diesem Bereich. Aber auch bei uns in der Schweiz geht es mit Projekten von Loxo in Ebikon und anderen geplanten oder laufenden Projekten in den Städten Genf, Zürich oder Schaffhausen weiter voran.

Wohin die Reise im Bereich des autonomen Fahrens hinführt, ist offen. Glaubt man einigen Prognosen, werden wir aber schon in wenigen Jahren in grösserem Ausmass autonom unterwegs sein.

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1 Kommentare

Ofner Victor

  • Unsere Gemeinde, in der ich mitarbeite in der TBK hat gute Voraussetzungen für einen Shutteldienst zwischen Bahnhof und ca. 4-6 Abholstellen im etwas entlegenen Dorf Zentrum und 2 weiteren Dorfkernen in angegliederten Gemeinden. Die Strassenbedingungen sind sehr einfach und übersichtlich und aus unserer Perspektive ideal für ein Shuttel Taxi oder Kleinbus bis ca. 8 Personen. Die Idee ist in einem Workshop entstanden und es besteht ein echtes Interesse dies zu prüfen. Ich bitte, interessierte um Kontaktnahme.