Pascal Spiegel, Head of Key Account Management Fleet bei der AMAG, hat das gemacht, was noch von einigen angezweifelt wird: Er ist mit dem vollelektrischen VW ID.4 rund 5300 Kilometer von Zürich nach Sizilien und wieder zurück gefahren. Über solidarische Elektroautofahrer, Vulkanausbrüche und heisse Autos.
Pascal, du hast in deinen Sommerferien mit deiner Familie rund 5300 Kilometer mit dem vollelektrischen VW ID.4 zurückgelegt. Wie war das?
Pascal Spiegel: Es war ein super Erlebnis und ich empfehle es unbedingt jedem und jeder! Wir mussten häufiger wegen menschlicher Bedürfnisse wie Essen, Trinken oder Pipipausen anhalten, als um das Auto zu laden. Und der VW ID.4 fährt so ruhig, dass meine Frau unserem Sohn irgendwann freiwillig den Beifahrersitz überlassen hat – und auf dem Rücksitz eingeschlafen ist, sobald wir losgefahren waren. Vor der Abfahrt zu Hause hatte ich aber schon ein wenig bedenken, das muss ich zugeben.
Welche Bedenken hattet ihr?
Einerseits natürlich, ob und wie weit der Akku des Elektroautos reicht und ob wir dann immer eine freie Ladestation in der Nähe haben würden, wenn wir eine benötigen. Auch, wie sich der Akkustand verhält mit der Hitze und ständig laufender Klimaanlage.
Die Route mit dem Elektroauto
Zürich – Rom – Tropea (Kalabrien) – Sizilien – Gallipoli – Santa Maria di Leuca – Brindisi – Polignano a Mare– Pescara – Riccione – Zürich
Und diese Bedenken waren schlussendlich unbegründet?
In den ganzen drei Wochen war es nur einmal zu einer Situation gekommen, die etwas Herzklopfen verursacht hat: Die Elektroladestation in der Nähe des Hotels war bei unserer Ankunft besetzt und wir hatten noch etwa 20 Kilometer Reichweite. Da haben wir erstmal unser Gepäck ausgeladen. Als wir zum Auto zurückkehrten, hat der Besitzer des anderen Elektroautos uns zugerufen, dass er nicht mehr lange brauche und uns gleich Platz machen würde. Die Solidarität und der Austausch mit anderen E-Auto-Fahrern hat uns während der ganzen Ferien immer wieder positiv überrascht.
Wie habt ihr die Ladestationen gefunden?
Ich habe unser Reiseziel im Navi eingegeben – im Prinzip hat dann der VW ID.4 den Rest selbst berechnet. Also wie weit der Akkustand reicht und wo er empfehlen würde, wieder aufzuladen – und dort auch gleich die Ladestationen angezeigt und ob sie verfügbar sind. So sind wir auch an aussergewöhnlichen Orten gelandet, wo wir mit einem Verbrenner sicher keinen Stopp eingelegt hätten. Die Zeit während des Aufladens an den Schnellladestationen ging so auch immer sehr schnell vorbei – wir hatten immer etwas zu erkunden und kamen mit vielen Einheimischen ins Gespräch. Nicht selten, weil sie den ID.4 bewunderten und inspizieren wollten.
Wie hast du dich auf die Reise vorbereitet?
Wir waren sehr abenteuerlich unterwegs: Lediglich das Ferienhaus in Sizilien haben wir vorab gebucht. Aber natürlich habe ich mich vorher mit der Strecke auseinandergesetzt. Mehr, als ich es vermutlich mit einem Verbrenner oder ohne Familie gemacht hätte. Schon da hat sich sehr schnell gezeigt, dass in Italien das Netz der Elektroladestationen bereits dicht ist. Das hat schon ungemein beruhigt.
Da wir jedoch nicht wussten, wie es ist, so lange im Elektroauto unterwegs zu sein, haben wir einen Plan B vereinbart: Dass wir nur den Hinweg mit dem Auto zurücklegen und für den Rückweg die Fähre von Sizilien nach Genua nehmen. Diese Option wurde aber schon in Sizilien verworfen.
Was war dein Highlight der Ferien?
Wir haben so unglaublich viel erlebt in dieser Zeit – darum ist es schwierig, ein einziges Highlight zu nennen. Am Auto war mein persönliches Highlight die Klimaanlage: Ich konnte über die App das Auto kühlen lassen – das hat nur etwa 2-3 % Akku gekostet, also so gut wie nichts. Und so konnten wir nach einem Ausflug in der Hitze jeweils in ein schön kühles Auto zurückkehren – herrlich! Den Fahrspass muss ich wohl nicht extra erwähnen – mit dem tiefen Schwerpunkt macht jede kurvige Fahrt Spass und auf der Autobahn ist er irrsinnig ruhig.
Ein anderes sehr eindrückliches Erlebnis war der Vulkan Ätna, der zu der Zeit sehr aktiv war. Das gingen wir uns natürlich anschauen. An einem Morgen, nachdem er ausgebrochen ist, war unser sonst weisser ID.4 voll mit grauer Vulkanasche. So lernten wir auch die lokale Waschstation kennen.
Welche Tipps hast du für jemanden, der mit dem Elektroauto verreisen möchte?
Stürzt euch ins Abenteuer und habt keine Angst. Es lohnt sich. Ein wenig Recherche vorab beruhigt auch die Nerven: Informiert euch über die Ladestationen und haltet mindestens zwei unterschiedliche Bezahlmethoden (z.B. Charging Karten) für Ladestationen bereit – die Karten mit den Ladestationen lassen sich auch nach beispielsweise «WeCharge»-Stationen filtern.
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