Worum geht’s? Fangen wir vorne an. Seit 2018 ist Fabian im AMAG Innovation & Venture LAB. Er startete bereits zwei Jahre zuvor, nach seinem Bachelor-Studium, als Trainee im Group Marketing. Nun steht er vor dem Abschluss des Master-Studiums an der ZHAW im Juni 2021 und arbeitet zu 70% als Business Development Manager im Innovation Team des LABs.
Zurück zur Frusttoleranz.
Fabian, kannst Du uns erklären, wie das zu verstehen ist? Frusttoleranz?
Nun, im Business Development des LABs suchen wir konstant nach Themen, aus denen sich für die AMAG spannende Geschäftsideen ergeben könnten. Und Ideen, die vielversprechend sind, schauen wir vertieft an und versuchen, daraus ein Business zu entwickeln. Unser Ansatz ist es, über das iterative Testen verschiedener Prototypen zu einem Minimal Viable Product (MVP) zu gelangen. Dies ist in der Regel ein Produkt, das sich auf die wichtigsten Funktionalitäten für ein bestimmtes Kundensegment konzentriert und möglichst rasch im Markt lanciert werden kann, um echtes Feedback zu sammeln und das Produkt dann laufend zu verbessern.
Und was ist daran frustrierend?
Naja, natürlich schaffen es nur wenige Ideen in dieses Stadium. Viele Ideen «sterben» unterwegs, weil man merkt, dass es beispielsweise kein Bedürfnis dafür gibt, dass es technisch oder logistisch nicht machbar ist, oder dass es einfach finanziell keinen Sinn macht. Und wenn von zehn Themen nur eines durchkommt, dann darf einem das nichts ausmachen, damit muss man leben. Ich hätte nicht gedacht, dass ich als eher strukturierter Typ mit dieser hohen Unsicherheit im Innovationsumfeld umgehen kann. Aber ich finde es mittlerweile ziemlich cool.
Wie testet ihr denn Ideen?
Immer direkt mit dem Kunden. Ideen für neue Business Modelle entstehen häufig aus Research heraus, aber ob es dann wirklich ein neues Geschäftsfeld wird, ein neues Business, sieht man erst im direkten Austausch mit dem Kunden. Dann merkt man schnell, ob eine Idee Potential hat. Und wenn ja, wie ein entsprechendes Produkt oder eine Dienstleistung ausgestaltet sein muss, um erfolgreich zu sein. Das ist auch einer der Bereiche, der mir persönlich am meisten Spass macht. Man trifft Annahmen und überprüft diese anschliessend im Austausch mit dem Kunden. Da reicht häufig schon eine Skizze, um eine Idee zu erklären. Der Kunde gibt dir dann sehr schnell zu verstehen, was er von der Idee hält und wo du noch nachbessern solltest.
Und wie sieht das Zusammenspiel mit der AMAG Gruppe aus?
Die Zusammenarbeit ist natürlich sehr eng. Das beginnt schon damit, dass häufig ein Anstoss für eine neue Idee direkt aus der Business Unit kommt, nach dem Motto: «Könnt ihr das nicht mal näher anschauen?» Aber auch bei der Entwicklung der konkreten Business Cases ist die Zusammenarbeit unheimlich wertvoll. Nehmen wir zum Beispiel AMAG Leasing oder AMAG Parking. Da ist immenses Know-how vorhanden, ohne das die Entwicklung einer Idee zu einem neuen Business oft gar nicht möglich wäre.
Für Dich steht neben der Arbeit im LAB auch noch die Fertigstellung Deiner Master-Arbeit an. Wie muss man sich ein Studium in Zeiten von Corona vorstellen? Funktioniert das?
Das erste Semester des Master-Studiums war bei mir ja noch ganz normal. Im Frühjahr 20 wurde dann auf Online-Unterricht umgestellt. Inhaltlich funktioniert das erstaunlich gut. Bei den Prüfungen ist es da schon schwieriger, es muss ja alles den Vorschriften entsprechen, da muss man teilweise die Prüfungsfragen auch anders gestalten. Und man verliert natürlich ein bisschen den Kontakt zu den Mitstudierenden, was unheimlich schade ist. Denn der Austausch untereinander war sehr bereichernd, da jeder parallel berufstätig ist und somit den Unterricht und Pausengespräche mit wertvollen Praxis-Beispielen ergänzen konnte. Und heute, da alles online stattfindet, reduziert sich dieser soziale Aspekt leider extrem.
Bei deiner Master-Arbeit geht es um Smart Parking. Kannst Du uns zum Abschluss noch etwas darüber erzählen?
Smart Parking umfasst sehr vieles. Schon die heute gängigen Parkleitsysteme gehören streng genommen dazu. Oder die in Skandinavien bereits weit verbreitete Nummernschilderkennung, auf deren Basis dann die Abrechnung der Parkgebühren erfolgt. In meiner Arbeit geht es vor allem um die Frage, was der Konsument akzeptieren wird. Denn es steht der klassische Konflikt im Raum: Convenience, also Bequemlichkeit, versus Datenschutz. Und natürlich spielen nicht nur die Kundeninteressen, sondern auch die der Städte und der Unternehmen eine Rolle. Denn letztlich funktioniert dies nur, wenn es für alle Beteiligten einen Gewinn bringt.