Rico bei der Arbeit im Parkhaus Opéra in Zürich.

Um Viertel vor zwei nachmittags trifft Rico, wie er genannt wird, in der Parkhaus-Loge ein. Zur Schichtübergabe bespricht er sich mit seinem Kollegen. Ist etwas Spezielles vorgefallen? Läuft alles? Was muss ich für meine Schicht wissen? Alles ist ruhig, es stehen nur zwei Dinge an: Die Software der Kassen und Barrieren wird von einer externen Firma aktualisiert. Zudem trifft ein Experte für Wasserschäden ein, der umgehend ein paar Räume begutachtet. Das Parkhaus Opéra liegt direkt am Zürichsee. Wenn im Frühling der Grundwasserspiegel steigt, drückt das Wasser unvermeidlich bei einigen Wänden durch. Der Kunde merkt davon wenig – zwar sieht man bei genauer Betrachtung auch am Boden kleine Wasserschäden, die meisten Probleme bereiten hingegen die Lagerräume. Nach kurzem Augenschein zieht der Experte von dannen und wird Empfehlungen für eine bessere Abdichtung erarbeiten.

Beim regulären Rundgang kontrolliert Rico, ob alle Anlagen richtig funktionieren und ob der Notausgang frei ist. Ganz wichtig ist, dass noch genügend Einfahrtstickets vorhanden sind – denn ohne Tickets keine Kunden. Rico erhält zwar jede Fehlermeldung direkt auf sein Handy, Kontrolle ist aber besser.

Nun verlassen auch die Techniker, die die Updates durchgeführt haben, das Parkhaus. Die AMAG ist eine der wenigen Firmen, die Strichcodes auf den Parktickets verwenden. Magnetstreifen oder Lochkarten sind gängiger. «Mit den Strichcodes können wir zusätzliche Dienstleistungen anbieten. Die Gäste können zum Beispiel schon im Voraus bezahlen. Operngäste ersparen sich beispielsweise das Anstehen an der Kasse nach der Aufführung», erklärt Rico.

Schon vor 16 Uhr beginnt in Zürich der Stau. Bis ins Parkhaus hinein stehen die ausfahrenden Autos Schlange wegen eines Rotlichts an der nächsten Kreuzung. Da die Barriere nur eine gewisse Zeit offenbleibt, kommt ein Kunde nicht mehr durch die Schranke. Damit sich das nicht wiederholt und der Verkehr im Parkhaus möglichst flüssig bleibt, öffnet Rico die Barriere durchgehend und zieht die Tickets von Hand ein. «Die meisten bezahlen schon oben ihr Ticket. Natürlich kann sich mal einer kostenlos durchschmuggeln. Wir bauen aber auf Vertrauen», meint Rico.

Die Schraube unten liegt nicht mehr richtig an. Das reicht schon, um die Barriere lahmzulegen und uns eine Viertelstunde zu beschäftigen.

Zurück in der Loge klingelt das Telefon wieder. Eine Kundin will ihr Ticket bezahlen, es hat sich aber im Automaten eingeklemmt. Rico öffnet den Automaten und behebt die Störung. Es bleibt danach nicht lange ruhig. Ein Kunde touchiert bei der Einfahrt leicht die Barriere. Das reicht schon, damit sie nicht mehr runtergeht. Die Kunden, die schon anstehen, erhalten ein Ticket und können weiterfahren. Danach ändert sich sofort die Zufahrtsregelung: Das Parkhaus hat insgesamt drei Schranken, die mittlere kann je nach Bedarf als Ein- oder Ausfahrt genutzt werden. Rico begutachtet den Schaden. Die Schraube hat sich leicht verschoben, er muss die Barriere neu ausrichten. Ganz so einfach ist das nicht. Beim zweiten Anlauf klappt es. Ob die Barriere wieder richtig funktioniert, testet er mit einer Putzmaschine.

Rico kontrolliert, ob die Barriere wieder öffnet. Sieht alles gut aus!

Für Rico ist die Kundenzufriedenheit das oberste Gut. «Es kommt immer wieder vor, dass Gäste ihr Ticket verlieren. Wir können im System nachschauen, wie lange der Parkplatz besetzt war, und den Betrag so verrechnen.» Eigentlich kostet das in solchen Fällen 45 Franken. Mit Kulanz und Entgegenkommen schafft man aber ein besseres Kundenerlebnis. Die Parkhaus-Mitarbeitenden versuchen, möglichst alle Kundenwünsche zu erfüllen. «Vor ein paar Monaten wollte ein Kunde, dass ich mit seinem Welpen Gassi gehe – das war dann doch etwas zu viel», erzählt Rico.

Zwischen 18 und 19 Uhr füllt sich das Parkhaus wieder auf, um halb acht fängt nämlich die Oper an. Viele Gäste treffen sich zuvor noch zum Abendessen. Als sich die Anzahl freier Plätze gegen null bewegt, macht sich Rico auf einen Rundgang. Bei jedem Parkplatz leuchtet eine grüne oder eine rote Lampe. Wenn eine Scheibe aber zu stark spiegelt, registriert der Sensor das Auto nicht und zeigt den Platz als frei an. In diesem Fall sperrt Rico ihn manuell. «Sobald ein Auto einfährt, wird oben auf der Anzeige der Parkplatz abgezogen. Wenn ein Auto seinen Platz verlässt, gibt es einen frei. In wenigen Fällen versagt die Technik, dann greifen wir ein», erklärt Rico.

Nach 19 Uhr wird es ruhiger, die 299 Parkplätze sind fast alle besetzt. Wenig bewegt sich. Das gibt Rico die Gelegenheit, über den Alltag im Parkhaus zu sprechen. «In der Mittelschicht von 14 bis 22 Uhr ist man viel mit Logendienst und kurzfristigen Problemen an den Kassen und Barrieren beschäftigt. In der Nachtschicht machen wir den Tagesabschluss und reinigen das Parkhaus, wo nötig», fasst Rico zusammen. 

Beim Bau des Parkhauses stiessen die Arbeiter im März 2010 auf wertvolle Fundstücke von internationaler Bedeutung. Sie zeugen von der Besiedlung Zürichs vor bis zu 5000 Jahren. Die archäologischen Schätze können kostenlos im Parkhaus besichtigt werden.

Normalerweise herrscht vor allem über Mittag und abends rund um die Opern-, Theater- und Kinoaufführungen reger Betrieb. Im Schnitt fahren pro Tag etwa 1100 Autos ein und aus. In der Nacht steht das Parkhaus fast leer, nur ein paar Hotelgäste oder Kunden, die nicht mehr fahrtüchtig sind, lassen ihr Gefährt stehen. «Wir haben auch schon erlebt, dass eine Baufirma ihr Auto während einer Woche vergessen hat, bis wir sie kontaktiert haben.»

Seine Schicht neigt sich dem Ende zu. Die ersten Operngäste kehren zurück und verlassen das Parkhaus. Bis Mitternacht wird es praktisch leer sein. Ein Kollege löst uns ab, sodass Rico in den wohlverdienten Feierabend geht.

 

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