Am Donnerstag, 5. September 2019, lud die AMAG Entscheidungsträger aus Politik und Wirtschaft zur beliebten Morgenveranstaltung «AMAG Impuls Frühstück» ins AMAG Audi Center Basel Dreispitz ein. Gastredner war Herbert Bolliger, ehemaliger CEO und Präsident der Generaldirektion des Migros-Genossenschafts-Bundes. Er referierte zum Thema «Schweizer Detailhandel – Die Konkurrenz sitzt im Ausland».
Mit Bezug auf die Studie der Credit Suisse «Schweizer Detailhandel im internationalen Wettbewerb» beginnt der Referent mit einer Übersicht über die Detailhandelsumsätze der vergangenen Jahre. In diversen Bereichen wie Food, Kleidung und Schuhe sind die Schwankungen gering – es werden keine grossen Umsatzsteigerungen wahrgenommen. Einzig im Heimelektronik-Segment wird ein etwas grösserer Anstieg vermerkt, denn gemäss Herbert Bolliger «hilft eine Fussball-WM immer».
Doch sieht man sich die Zahlen der Beschäftigten im Detailhandel genauer an, kann man aufgrund des Strukturwandels eine grosse Veränderung feststellen. Über die letzten zehn Jahre verlor der Detailhandel rund 16’000 Mitarbeitende. Dies ist mitunter auf die Wechselkursproblematik und die Digitalisierung zurückzuführen.
Die Konkurrenz sitzt im Ausland
Bis im Jahr 2010 hat sich der Schweizer Detailhandel solid entwickelt. Doch die Wechselkursproblematik mit dem starken Schweizer Franken zusammen mit dem aufkommenden e-Commerce haben diese zunächst stetige Aufwärtsentwicklung stark ausgebremst. Hinzu kommt dann zusammenhängend die Konkurrenz im nahen Ausland. Es sind dies einerseits ausländische Unternehmen mit einem Verkaufsstandort in der Schweiz, zum Beispiel IKEA., Weiter sind es Händler in Nachbarländern, die den sogenannten physischen Einkaufstourismus fördern und zuletzt – die relativ neue Entwicklung – das noch stark wachsende Aufstreben der ausländischen Onlinehändler wie beispielsweise Amazon und Zalando.
Digitalisierungs-Trend auch im Detailhandel
In der Schweiz, wie auch in den umliegenden Ländern, nimmt der Digitalisierungstrend weiterhin stark zu und wird das auch in naher Zukunft noch tun. Als Paradebeispiel dient der Onlinehändler Zalando, der es innerhalb von 7 Jahren von CHF 0.- auf geschätzte CHF 800 Millionen Umsatz brachte. Es ist jedoch nicht alles Gold, was glänzt, wenn es um den Online-Versandhandel geht. Die durchschnittlichen Bestellsummen sind niedriger – dies kann saisonbedingt sein (verlängerte leichte Sommermode) oder aber auch führt der Bestellvorgang über ein Mobiltelefon im Vergleich zu ausgedehnten Desktopaktivitäten zu einer geringeren Bestellmenge. Trotz steigendem Absatz ist auf Faktoren wie Gratis-Retouren ohne eine Mindestbestellsumme hinzuweisen – das ist auf Dauer nicht lukrativ.
Ausblick in die Zukunft
Das Umfeld vom Schweizer Detailhandel sieht zurzeit kaum ein Wachstum, die Internationalisierung nimmt stetig zu, ebenso auch der Einkaufstourismus und das Onlineshop-Angebot. Dazu kommt die Digitalisierung als grosse Herausforderung. Sinkende Renditen zwingen die Unternehmen anhand von Umstrukturierungen Kosten einzusparen, was wiederum den Druck auf Lieferanten und Retail-Immobilien erhöht.
Im anschliessenden Podiumsgespräch weist Morten Hannesbo auf Entwicklungen wie die Elektromobilität und neue Mobilitätsformen, wie z.B. «car sharing», hin. Deshalb wird der Fokus vermehrt auf Aktivitäten rund um das Auto gelegt, um weiterhin rentabel zu sein. Wichtig ist jedoch, dass man das Kerngeschäft nie aus den Augen verliert und dort stark bleibt. Herbert Bolliger und Morten Hannesbo sind sich einig, dass es auch in Zukunft Veränderungen in beiden Branchen geben wird, die nicht beeinflussbar sind. Es werden Anpassungen notwendig sein, welche auch Vorteile hervorbringen können.