Mit der Marke ŠKODA verbinden viele Menschen die Attribute «Bodenständigkeit» und «Bescheidenheit», gepaart mit «Simply Clever»-Features. Doch dass es eine richtige ŠKODA Tuning-Szene in der Schweiz gibt, wissen die wenigsten. Grund genug, dies heute zu ändern und etwas mehr darüber zu erfahren.
Wenn man über Tuning oder Individualisierung von Fahrzeugen spricht oder darüber nachdenkt, dann kommt einem nicht gerade die Marke ŠKODA als Erstes in den Sinn. Doch dass dies gar nicht so abwegig ist, zeigt sich bereits, wenn man sich die Bedeutung von Tuning mal genauer anschaut.
Beim Tuning geht es vor allem um die Feinabstimmung von Aerodynamik, Karosserie, Motor oder Fahrwerk zur Leistungssteigerung. Aber auch Folierungen oder Lackierungen von diversen Autoteilen gehören dazu. Sprich: Jedes Fahrzeug, egal ob Sportwagen oder Familienkutsche, kann getunt oder individualisiert werden.
Und wer kennt sich in diesem Bereich am besten aus und kann uns mehr darüber erzählen?
Oliver Büchler, Geschäftsinhaber der Embrach Edition AG, hat in den frühen 00er Jahren mit dem Tuning von ŠKODA Modellen begonnen und kennt sich mit diesem Thema besonders gut aus.
Wie es der Zufall manchmal so will
Oliver Büchler übernahm die Embrach Edition AG am 1. Januar 2007. Vorher war er bereits als Geschäftsführer im Unternehmen tätig. Zum Tuning kam Oliver per Zufall durch eine Kundenanfrage. Und zwar wollte ein OCTAVIA RS Besitzer etwas an seinem Fahrzeug machen und kontaktierte die Garage.
«Zu Beginn wurde ich von den anderen Händlern eher belächelt, denn ŠKODA galt in dieser Zeit noch nicht wirklich als innovativ oder sportlich», erinnert sich Oliver. Doch er glaubte an diese Kombination und sollte kurze Zeit später bereits Recht erhalten.
Unter den ersten Kunden waren Fahrzeugliebhaber aus Basel. Und mit diesen kam der Stein so richtig ins Rollen. Die Basler Kunden haben nämlich anschliessend in einem OCTAVIA RS Forum über die Arbeit von Oliver berichtet und die Bekanntheit nahm rasant zu. «Ich habe mich schon gewundert, weshalb plötzlich so viele Anfragen aus allen Ecken der Schweiz reinkamen», erzählt Oliver mit einem Schmunzeln und fügt an: «Bis heute haben wir Stammkunden aus Basel und Thusis, die ihre Fahrzeuge sogar für den Service zu uns bringen. Dies freut mich besonders.»
Learning by Doing und Trends setzen
Eine wirkliche Anleitung, wie Autotuning genau funktioniert, gibt es nicht. Für Oliver ist aber klar, dass er nicht einfach ein Teil verbaut, damit es verbaut ist, sondern weil der Einbau eines Teiles Sinn macht. Zudem verbaut er neue Teile vorab immer bei seinen eigenen Fahrzeugen und prüft deren Tauglichkeit und Mehrwert, bevor er diese bei den Fahrzeugen seiner Kundinnen und Kunden verbaut.
Oliver und sein Team haben aber dennoch vor nichts Halt gemacht. Egal ob beispielsweise ein ŠKODA ROOMSTER, FABIA, YETI oder SUPERB, bei allen Modellen wurde getunt. «Es gab eine Phase, da waren weiss lackierte Autos mit farbig oder schwarz lackierten Felgen sehr im Trend», sagt Oliver und ergänzt: «In den Jahren 2007 und 2008 haben wir begonnen, schwarz lackierte Felgen mit einem schmalen weissen Rand zu versehen. Diesen Trend konnten wir dann einige Jahre später an diversen Messen entdecken.»
Das wohl Extremste, was Oliver und sein Team bisher gemacht haben, war das Tuning von einem ŠKODA KODIAQ RS. Insgesamt sieben Monate hat das Ganze von der Planung bis hin zur Ausführung gedauert. «Das Chassis des KODIAQ URSUS, wie wir ihn nennen, wurde um sieben Zentimeter verbreitert. In diesem Zusammenhang haben wir auch die hinteren Türen auf die neuen Dimensionen angepasst. Mit den verbreiterten 21-Zoll-Rädern und einem rund vier Zentimeter tiefer gelegten Sportfahrtwerk kommt der KODIAQ URSUS noch viel sportlicher daher.» Nach dem Tuning verfügt der KODIAQ über 275 PS. Kaum verwunderlich, dass der KODIAQ URSUS internationale Bekanntheit erlangt hat, bei diesem Aussehen! Ein richtiges Unikat.
Der Name «URSUS» ist eine Wortkombination aus dem Kürzel «RS», was bei ŠKODA «Rally Sport» bedeutet und dem lateinischen Wort «ursus», was auf Deutsch «Bär» heisst. Wieso Bär? Ganz einfach: Die Modellbezeichnung KODIAQ ist abgeleitet von den vor der Südküste Alaskas lebenden Kodiakbären.
Vielseitige Möglichkeiten für jeden Antrieb
Wenn man Oliver fragt, was für Modelle er denn gerne in Zukunft mal tunen will, dann kommt schnell die Antwort: «Elektrofahrzeuge! Denn Tuning hört bei den Elektromodellen nicht auf und optisch kann man ohnehin immer etwas ändern. Obwohl die heutigen Fahrzeugdesigns kaum Wünsche offenlassen.»
Aktuell wird vor allem beim OCTAVIA oder SUPERB nach Tuning gefragt. Oliver ergänzt: «Beim SUPERB SportLine tunen wir fast die Hälfte unserer verkauften Fahrzeuge. Meistens betrifft dies das Fahrwerk oder die Felgen.»
Des Weiteren sind auch in der Tuning-Szene gewisse Trends erkennbar. «Aktuell erhalten wir vermehrte Anfragen für Folierungen oder leichte Leistungssteigerungen. Und auch der Trend von Neu auf Alt kommt langsam wieder zurück», erzählt Oliver.
Tuning und seine Grenzen
Doch auch Tuning hat seine Grenzen. Oliver betont: «Wir arbeiten eng mit dem Strassenverkehrsamt zusammen, denn uns ist es wichtig, dass nichts verbaut wird, was nicht den Vorgaben entspricht.» Denn es ist in diesem Bereich unabdingbar, dass die jeweiligen Zertifikate auf dem aktuellsten Stand sind.
Oberste Priorität hat für Oliver darum auch eine individuelle Beratung zu den verschiedenen Möglichkeiten des Tunings. «Im Wesentlichen geht es beim Tuning darum, ein Unikat zu schaffen. Ganz nach den Wünschen der jeweiligen Kundinnen und Kunden.»