Gibt es ihn wirklich, den Stadt-Land-Graben? Und wenn ja, wie kann man ihn künftig überbrücken?
Die autofreie Stadt als Zukunftsvision. Mit der Diskussion im Zusammenhang mit dem Klima, aber auch der zunehmenden Population in den Städten werden Stimmen laut, die Autos aus den Stadtzentren verbannen sowie Strassen und Parkplätze abbauen wollen. Gleichzeitig soll das öffentliche Verkehrsnetz weiter ausgebaut werden. Doch in den ländlichen Regionen ist der Ausbau von öffentlichen Verkehrsmitteln und deren Anbindung nicht immer leicht und zielführend. Diese Regionen sind auf das Auto angewiesen.
Doch geht wirklich nur das eine oder das andere Extrem und sind autofreie Städte die Zukunft? Muss das individuelle Mobilitätsbedürfnis eingeschränkt werden oder geht das auch anders? Mobilität bedeutet Freiheit und Unabhängigkeit und gleichzeitig verändert sich unser Mobilitätsverhalten. Fahrzeuge werden intelligenter, nachhaltiger und sicherer. Es ist an der Zeit, alte Gewissheiten neu zu betrachten.
«Wir müssen querdenken. In der Schweiz sind die Bundesämter immer noch unterteilt in Strasse und Schiene und stehen teilweise im Wettbewerb miteinander. Doch wir müssen in zusammenhängenden Mobilitätsclustern denken und brauchen hier neue Impulse.»
Prof. Dr. Andreas Herrmann
Professor für Betriebswirtschaftslehre an der Universität St. Gallen und Direktor am Institut für Mobilität (IMO-HSG)
Die Zukunft der Mobilität
Die Mobilität verändert sich und bringt neue Chancen. Vier Begriffe sind diesbezüglich zentral:
Connected: Fahrzeuge werden vernetzt.
Autonomous: Fahrzeuge werden automatisiert, bis hin zum autonomen Fahren.
Shared: Fahrzeuge werden geteilt.
Electric: Fahrzeuge werden elektrifiziert.
Die Vorteile und Chancen, die sich aus neuen Mobilitätsformen und -technologien ergeben sind offensichtlich. Die Anzahl Stunden im Stau können vermindert, die Emissionen reduziert und Unfälle massiv verringert werden. Automatisierte Prozesse haben natürlich auch Kostenreduktionen in der Wirtschaft zur Folge.
«Wir freuen uns auf die Zukunft und Veränderung der Mobilität, in der das Auto eine komplett neue Rolle einnehmen wird. Wir möchten die Mobilität von Morgen mitgestalten und setzen bei der AMAG auf individuelle, intelligente und nachhaltige Lösungen.»
Helmut Ruhl
CEO AMAG Group AG
«In den Städten setzen wir auf intelligente Mobilitätslösungen ohne das Ausspielen von einem Verkehrsträger gegen den anderen. Das individuelle Mobilitätsbedürfnis wird nicht abnehmen. Es ist die Frage, wann wir welchen Verkehrsträger nutzen und wie wir die verschiedenen Verkehrsträger intelligent miteinander verbinden.»
Dr. Karl Kobelt
Stadtpräsident Zug
«Der Wirtschaftsmotor läuft nach wie vor in den Stadtzentren und wir brauchen ein funktionierende Mobilitätslösung, um ländliche Regionen den Stadtzentren anzuschliessen. Durch zukunftsweisende Modelle im Zusammenhang mit der fortschreitenden Digitalisierung sehe ich gute Perspektiven für die ländlichen Gebiete.»
Dr. Albert Rösti
Nationalrat
Nun zurück zur Ausgangsfrage: Gibt es einen Stadt-Land-Graben? Ja, den gibt es und das ist auch in Ordnung. Solange mit intelligenten Mobilitätslösungen eine Verbindung der ländlichen Regionen zu den Städten sichergestellt werden kann – und das effizient, ökologisch und auf die individuellen Bedürfnisse der Verkehrsteilnehmenden abgestimmt. Eine gemeinsame Herangehensweise im Dialog und mit dem Erkennen der gegenseitigen Stärken und Bedürfnissen kann dieser Graben ziel- und ergebnisorientiert überbrückt werden.
Für die Zukunft ist lösungsorientiertes und ideologiefreies Denken und Voranschreiten angesagt. Die Voraussetzungen in der Schweiz sind vorhanden – also nichts wie los.
Die ganze AMAG Breakout Session am Swiss Economic Forum 2022 (Video nur auf Deutsch):