Das Team «Quality & Environmental» wird von Brigitte Bircher geleitet und ist in der AMAG Import AG angesiedelt. Die Prüfmittelüberwacher besuchen die Werkstätten und testen die verschiedenen Werkzeuge auf ihre Genauigkeit und Funktionstüchtigkeit. Sie sind zu viert und mit ihren Prüfmobilen schweizweit tagtäglich unterwegs.

Reto Gantenbein, Prüfmittelüberwacher bei der AMAG Import AG

Mit dem Prüfmittelüberwacher in der AMAG Utoquai in Zürich

Heute sind wir mit Reto Gantenbein in Zürich unterwegs. Er ist für die Regionen Ostschweiz, Teile von Graubünden und Zürich verantwortlich. Total ist er für rund 150 Werkstätten zuständig. Je nach Grösse des Betriebs variiert auch seine Aufenthaltsdauer vor Ort. Am heutigen Standort, der AMAG Utoquai, dauert die Prüfung der Werkzeuge vier Tage. Die Garagenbetriebe sind in der Pflicht, ihre Betriebs- und Prüfmittel, die sich mit der Zeit verstellen oder ungenau werden, in einem definierten Turnus, je nachdem halbjährlich, jährlich oder alle zwei Jahre, überprüfen zu lassen. Eine regelmässige Prüfung gemäss vorgegebener Standards trägt zur Langlebigkeit der Komponenten bei und bedeutet schlussendlich auch Sicherheit auf der Strasse.

Schritt für Schritt zum geprüften Drehmomentschlüssel

Als erstes nehmen wir die Drehmomentschlüssel ins Visier. Davon müssen 98 Stück geprüft und kalibriert werden. Der Drehmomentschlüssel wird im Inventar des Werkzeugverwaltungstools «Tools Online Management» (TOM) erfasst. Anschliessend wird der Drehmomentschlüssel in der mechanischen Kalibriereinrichtung, welche sich im Prüfmobil befindet, eingespannt.

Die Prüfung des Drehmomentschlüssels durchläuft folgende vier Schritte. Diese werden in der Software des Tools Online Management-Programms «Torkmaster» überwacht und dokumentiert.

Schritt 1: Messung der generellen Vorbelastung mit 200 Newtonmeter (Nm); ohne jegliche Anpassung am Werkzeug (fünf Mal)

Schritt 2: Messung mit 20% Belastung / 40 Nm (fünf Mal)

Schritt 3: Messung mit 60% Belastung / 120 Nm (fünf Mal)

Schritt 4: Messung mit 100% Belastung / 200 Nm (fünf Mal)

Belastungsmessung im Torkmaster (Softwareprogramm des TOM)

Diese fünf Werte werden ausgelöst, indem Reto das Rad bis zum «Klick» dreht. Dieser Klick bedeutet, dass ein Wert gefunden wurde. Dieser Wert wird direkt im Programm gespeichert. Um die Schulter zu schonen, bedient sich Reto hier einem Hilfsmittel. Und zwar betätigt er das Rad mit einer Bohrmaschine, statt von Hand zu kurbeln. Denn das Rad muss nach jedem Klick auch wieder zurück auf Null gedreht werden.

Trick 77: Reto nimmt die Bohrmaschine zur Hilfe

Zwischen den jeweiligen Schritten wird das Werkzeug justiert und angepasst. Eine Anpassung ist dann nötig, wenn der Prüfwert in roter Schrift erscheint. Das geschieht, wenn der Toleranzwert von 4 Prozent überschritten wird. Das Ziel ist, dass sämtliche Werte im TOM schwarz sind. Um das zu erreichen, müssen die Drehmomentschlüssel oftmals manuell von Reto angepasst werden. Diese Anpassungen am Drehmomentschlüssel können entweder von aussen relativ schnell gemacht werden oder aber der Schlüssel muss geöffnet werden. Dann kann es sein, das gewisse Teile ersetzt oder repariert werden müssen. Für Reto stellt das kein Problem dar, er hat viele Ersatzteile dabei und repariert den Schlüssel im Handumdrehen.

Das Innere eines Drehmomentschlüssels

Der jeweilige Prüfschritt (1 – 4), bei welchem der Messfehler aufgetreten ist, wird dann solange wiederholt bis die Werte keine Messfehler mehr anzeigen. Sobald die Prüfung beendet ist, wird im Programm ein Kalibrierschein als PDF erstellt und gespeichert. Hat das jeweilige Werkzeug die Prüfung bestanden, klebt Reto eine Prüfmarke mit dem Terminhinweis (Monat und Jahr) für nächste anstehende Prüfung darauf. Drehmomentschlüssel werden grundsätzlich alle sechs Monate geprüft. Vor der Rückgabe wird das Werkzeug gereinigt und zusätzlich desinfiziert.

Prüfmarke mit dem Hinweis auf das nächste Prüfungsdatum

Kalibrierzertifikat

Galerie: Drehmomentschlüssel gibt es in diversen Grössen und Formen. Kleinere Modell werden manuell von Hand gedreht oder gezogen und nicht mit dem Rad.

Andere Geräte, andere Prüfmethoden

Das Handmultimeter wird zur Prüfung mit dem Kalibriergerät für Multimeter (Kalibrator) verbunden. Dieses elektronische Messgerät ist für mehrere Messgrössen und in verschiedensten Messbereichen einsetzbar. Zur Grundausstattung gehört die Verwendbarkeit als Spannungsmessgerät und Strommessgerät. Sobald die Verbindung hergestellt ist, führt das Programm durch die notwendigen Messschritte und zeigt den Fortschritt mit einem Balken an. Das grüne Feld bedeutet, dass das Multimeter einwandfrei funktioniert. Abschliessend wird ein Kalibrierprotokoll erstellt und abgespeichert.

Galerie: Handmultimeter (links), Kalibrator (rechts)

Auch das Reifenfüllmanometer wird einer Prüfung unterzogen, und zwar mithilfe eines speziellen Prüfmanometers. Durch Luftzufuhr wird der Druck in Bar gemessen und auf dem Prüfmanometer abgelesen. Bei einer zu grossen Abweichung ausserhalb des Toleranzwerts wird das Reifenfüllmanometer manuell von Reto justiert. Die Ergebnisse werden hier in ein Prüfprotokoll im Excel eingetragen und dann ebenfalls abgelegt.

Reifenfüllmanometer (links), Prüfmanometer (rechts)

Nicht jedes Werkzeug kann beim oder mit dem Prüfmobil getestet werden. Eines davon ist die Radauswuchtmaschine. Mit der speziellen Prüfvorrichtung für Radauswuchtmaschinen, welche anstelle des eigentlichen Fahrzeugrades montiert wird, können anhand von Gewichten die Werte gemessen und notiert werden.

Dank der präzisen und fachgerechten Prüfung der Werkzeuge durch Reto und seine Teamkollegen kann eine Servicequalität auf hohem Level garantiert werden.

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1 Kommentare

elsbeth isler

  • sehr informativer artikel, auch für laien und unterhaltsam formuliert!